Interview mit Ty Ronning

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16.08.2023

„Die Fans verdienen Playoff-Eishockey“

Seit knapp einer Woche trainiert der gesamte Eisbären-Kader auf dem Gelände des Sportforums. Zwischen den vielen Trainingseinheiten hat sich Ty Ronning Zeit genommen, uns ein paar erste Fragen als eines der vielen neuen Gesichter im Eisbärenkader zu beantworten. Wir haben mit ihm über seinen Start in Berlin und ihn als Spieler gesprochen. Unsere neue Nummer 9 berichtete uns zudem über seine persönlichen Ziele und die des Teams.

Noch einmal herzlich willkommen bei den Eisbären, Ty. Du bist jetzt seit rund einer Woche in Berlin. Während der vergangenen Saison bist du im Januar aus der AHL zum ERC Ingolstadt gewechselt. Im Februar wart ihr dann zu Gast in der Mercedes-Benz Arena. Wie waren damals deine ersten Eindrücke als du gegen die Eisbären gespielt hast?

  • Berlin ist eine sehr große Stadt. Die Eisbären haben tolle und eishockeyverrückte Fans, die Spaß an den Spielen haben. Als ich damals die Mercedes-Benz Arena betrat, war es einfach direkt sehr laut. Die Leidenschaft, die die Eisbären-Fans für ihre Mannschaft haben, ist beeindruckend. Auf der gegnerischen Seite hat uns das natürlich auch motiviert, die Partie zu gewinnen. Wir haben dann aber leider verloren (Anm. d. Red.: Die Eisbären gewannen mit 5:1). Es war trotzdem ein gutes Spiel.

Was hat dich daran gereizt, zu den Eisbären zu wechseln?

  • Die Gewinnermentalität, die die Eisbären haben. Ich bin Ingolstadt sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, mit ihnen in den Playoffs zu spielen. Die Ingolstädter Fans waren klasse. Das Team, die Coaches, die Betreuer, alle waren wirklich super. Aber ich musste eine Entscheidung treffen und alles sprach für die Eisbären. Ich habe auf mein Bauchgefühl gehört.

Bei den Iowa Wild hast du in der vergangenen Saison mit Ben Finkelstein zusammen in der AHL gespielt. Hattet ihr Kontakt, nachdem feststand, dass ihr beide nach Berlin wechselt?

  • Ja, Finky und ich kennen uns. Er ist wirklich ein guter Teamkollege. Finky hatte vor mir bei den Eisbären unterschrieben. Als er gesehen hat, dass ich auch nach Berlin komme, hat er mir eine Nachricht geschickt. Dann haben wir ein bisschen hin und her geschrieben. Nach und nach kamen dann auch über Instagram Anfragen meiner neuen Teamkollegen. Das hat mich gefreut. Und jetzt lernen wir uns ja auch alle besser kennen.

Was macht Eishockey in Deutschland besonders für dich?

  • Die Eisfläche ist größer als in Nordamerika. So kann man noch mehr Geschwindigkeit aufbauen. In dieser Liga geht es um das Gewinnen des Titels. Es ist nicht wie bei den meisten Ligen in Nordamerika, in denen oft die Ausbildung der Spieler im Vordergrund steht. Hier geht es wirklich ums Gewinnen. Mit den Eisbären sowieso, sie sind der Rekordmeister. Für mich ist es von Anfang an eine erstklassige Organisation. Ich bin sehr dankbar, hier sein zu können.

Was ist dein Eindruck von deinem neuen Team nach den ersten Trainingseinheiten?

  • Für mich war es wie am ersten Schultag. Neue Freunde treffen. Natürlich ist man zu Anfang etwas schüchtern. Aber dann lernt man sich kennen, trainiert zusammen, ist zusammen im Kraftraum und unternimmt etwas. Da lernt man sich dann wirklich gut kennen. Das Team findet jetzt zu seiner Form und die Chemie stimmt. Die Trainingseinheiten sind hart, aber wir ziehen an einem Strang.

Hast du schon mit den Trainern über deine Rolle im Team gesprochen?

  • Ich bin wegen meines Kampfgeistes ins Team gekommen. Ich bin zwar ein kleinerer Spieler, aber ich werde alles aus mir rausholen. Ich arbeite hart. Ich liebe es einfach, zu gewinnen. Also versuche ich die treibende Kraft zu sein, die meine Mitspieler motiviert. Ich möchte viele Tore schießen, Spaß haben und vor allem Spiele gewinnen.

Was sind deine persönlichen Ziele für die kommende Saison?

  • Die Playoffs, unser Ziel sind die Playoffs. Berlin will zurück zur alten Form. Wir wollen wieder Playoff-Spiele gewinnen und eines Tages natürlich auch einen Titel. Ich habe einen Zweijahresvertrag unterschrieben, es wird von Tag zu Tag besser. Ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt. Aber natürlich ist auch mein Ziel, die Playoffs zu erreichen. Berlin ist eine Stadt, die es gewohnt ist, Playoff-Eishockey zu sehen und die Fans verdienen das auch.

Hattest du denn schon Zeit dich ein bisschen in deinem neuen Zuhause umzusehen?

  • Ein bisschen. Ich bin momentan viel auf dem Eis und im Kraftraum. Aber am Sonntag bin ich ziemlich früh aufgewacht. Da habe einfach mit dem Fahrrad eine große Runde gedreht. Ich habe dann ein Café gefunden und war auf dem Flohmarkt, das war ziemlich schön. Ich warte noch darauf, dass meine Verlobte auch nach Berlin kommt. Das wird im Laufe der Saison so weit sein. Ich freue mich darauf, die Stadt dann auch mit ihr erkunden zu können.

Bei eurem Training waren heute sehr viele Kinder, die euch zugeguckt haben. Was ist das für ein Gefühl, wenn du das Eis verlässt und da 50 Jungs und Mädchen stehen, um mit dir Fotos zu machen oder ein Autogramm wollen?

  • Das ist schon sehr cool und gehört definitiv zum Eishockey. Ich war früher ganz genauso. Da mein Vater auch Eishockeyspieler war (Anm. d. Red.: Ex-NHL-Spieler Cliff Ronning), war ich viel in der Eishalle. Da habe ich dann auch immer Fotos mit den Profis gemacht. Als professioneller Eishockeyspieler ist man ein Vorbild. Man trägt das Eisbärenlogo auf der Brust und so hat man die Verantwortung zu zeigen, wie man ein guter Spieler und ein guter Mensch ist. Ich bin stolz darauf, ein Eisbär zu sein. Das sind wir alle in unserer Kabine. Es macht Spaß, den Kids ein High-Five zu geben und Fotos mit ihnen zu machen. Ich genieße das.

Du hast deinen Vater gerade kurz angesprochen. Auch er war Eishockey-Profi. Im Internet findet man ein Bild von euch vom Set der TV-Serie „Mighty Ducks“. Wie kam es dazu, dass ihr dort mitgespielt habt?

  • Wir wurden gefragt, ob wir sowas wie Stuntdoubles sein könnten. Einige der Schauspieler waren ein bisschen langsam auf dem Eis und da brauchten sie meinen Vater und mich. (lacht) Man sieht jedoch unsere Gesichter nicht, lediglich unser Stickhandling und Schlittschuhlaufen. Es war eine coole Erfahrung. Ich weiß aber nicht so recht, ob ich für die Schauspielerei gemacht bin. Ich vergesse meinen Text zu schnell wieder (lacht). Es war aber toll, einmal diese Seite der Filmindustrie zu sehen.

Deine Mutter ist Italienerin. Du hast uns erzählt, dass du die Sprache auch ein bisschen beherrscht. Sprichst du tatsächlich hin und wieder Italienisch?

  • Ja, ein bisschen. Nicht viel, aber ein bisschen. Ich verstehe es. Früher haben meine Großeltern immer Italienisch gesprochen, da sie aus Italien kamen. Ich bin also mit richtig gutem Essen aufgewachsen und habe Briscola gespielt, ein italienisches Kartenspiel. Letzten Sommer war ich auch mit meiner Verlobten Samantha in Italien. Das war ziemlich schön.

Aus welchem Teil Italiens kommen deine Großeltern?

  • Aus Altilia in Cosenza. Das ist ein kleines Dorf auf einem Berg in Kalabrien. Da leben nur knapp 500 Menschen. Da passiert nicht sonderlich viel. Es ist aber ganz cool dort.

Hast du eigentlich auch die italienische Staatbürgerschaft?

  • Nein. Ich habe nur die kanadische und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Könntest du dir vorstellen, irgendwann für eine Zeit in Italien Eishockey zu spielen?

  • Ja, das war tatsächlich eine der Überlegungen letzten Sommer. Italien bereitet sich ja auf die Olympischen Spiele 2026 vor. Das hat meine Aufmerksamkeit auch auf die italienische Liga gelenkt. Es gab mehrere Angebote. Ich musste dann die Optionen abwägen und habe mich letztendlich für die Eisbären entschieden.

Wo wir gerade schon über deine Familie gesprochen haben, ein paar deiner Familienmitglieder sind Musiker:innen. Bist du auch musikalisch?

  • Ich kann überhaupt nicht singen. (lacht) Als ich klein war, habe ich ein bisschen Schlagzeug gespielt. Meine Schwestern singen, mein Onkel ist Bassist, aber ich bin nicht sehr musikalisch. Ich muss auch noch das Eisbärenlied üben.

Was uns zurück zur bevorstehenden Saison bringt. Am 27. August ist die große Saisoneröffnungsfeier mit dem ersten Heimspiel der Eisbären. Auf was freust du dich am meisten, jetzt wo es wieder losgeht?

  • Ich freue mich darauf, dass das Team zusammenkommt und ein gemeinsames Ziel hat. Nämlich Spiele zu gewinnen. Zusammen mit den Trainern und Betreuern investieren wir alle so viel Arbeit. Das machen wir rund um die Uhr. Jetzt fügt sich alles zusammen und ich denke, dass es sich auszahlen wird.

Was können die Eisbären-Fans von dir als Spieler erwarten?

  • Ich bin zäh, flink und liebe es zu schießen. Außerdem zeige ich immer eine große Einsatzbereitschaft.

Lass uns zum Schluss noch kurz über deine Rückennummer sprechen. Du hattest in Nordamerika die Nummer 7, in Ingolstadt dann die 26. Für die Eisbären trägst du jetzt die 9. Was bedeutet dir deine Rückennummer?

  • Ich hatte gesehen, dass die Nummern 7 und 26 in Berlin nicht mehr vergeben werden. Also habe ich nach diesen Nummern auch nicht gefragt. Die 9 ist für mich eine Glückszahl. Einige große Eishockeyspieler haben diese Rückennummer getragen, wie zum Beispiel Gordie Howe, Mike Modano oder auch Glenn Anderson. Ich habe die Nummer 9 vorher noch nie getragen und etwas Neues ausprobiert. Ich fand immer, dass es eine Glückszahl ist. Deswegen habe ich mich dafür entschieden.

Vielen Dank für deine Zeit, Ty. Wir wünschen dir viel Erfolg und Spaß mit den Eisbären.

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