Eisbären Live - Das Magazin Nr. 2
Ab sofort ist im Eisbären Fanshop in der Mercedes-Benz Arena (und auch online) das neue Magazin aus dem Hause Eisbären Live erhältlich. Dauerkarteninhaber erhalten das Heft bei jedem Heimspiel gegen Vorlage ihrer Dauerkarte am Shop Blau im Oberrang.
Eine der drei Hauptgeschichten neben dem Porträt über Petri Vehanen und der Reportage zu Marcel Noebels ist das Interview mit Jamie MacQueen und Kyle Wilson. Da ins Heft nur gut die Hälfte des Interviews passte, wollen wir hier den gesamten Text von Ken Frege dokumentieren. Geführt wurde das Interview Mitte Dezember. Viel Spaß beim Lesen und holt euch das Heft!
MacQueen und Wilson – die zwei unbekannten Nordamerikaner
Jamie MacQueen (28 Jahre alt) und Kyle Wilson (32 Jahre alt) sind in London, Ontario, Kanada aufgewachsen. Beide spielen Eishockey, seitdem sie klein sind. Seit dieser Saison gehen die Stürmer für die Eisbären Berlin auf Torejagd. Was nicht besonders überrascht, wenn über jemanden im Eisbären Live Magazin berichtet wird. Aber, wer sind diese beiden Kanadier? Woher kommt ihre Leidenschaft für diesen harten Sport? Von welchen Erfahrungen können sie aus ihrer Eishockeykarriere berichten? Was trug Florian Busch, als die Mannschaft zum ersten Mal abends ausgegangen ist? Und was hat der Sänger Justin Bieber mit den beiden Neu-Eisbären gemeinsam? Lest und seht selbst!
Hallo Jamie und Kyle, wie geht´s euch beiden?
Jamie MacQueen (JM): Uns geht´s gut. Und dir?
Soweit alles in Ordnung, danke. Ihr beide seid im Sommer zu den Eisbären neu dazugestoßen. Wie gefällt es euch hier bisher?
JM: Ich liebe es. Berlin ist eine großartige Stadt. Alles ist viel größer, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich kann dir nichts Negatives berichten – bis jetzt hatte ich hier nur positive Erlebnisse.
Kyle Wilson (KW): Ich hatte gute Erwartungen, als ich hierher kam. Die Erzählungen über Eisbären Berlin beinhalten nur Wahres – auch über diese tolle Stadt. Wir hatten ein paar regnerische Tage (grinst). Besonders für Familien ist die Stadt, mit ihren vielen Parks, fabelhaft. Für uns ist bisher alles reibungslos verlaufen.
Jamie, du hast letztes Jahr mit den Kassel Huskies die Meisterschaft in der DEL2 gewinnen können. Ich bin mir sicher, dass du gerne auch die Meisterschaft auf der nächst höheren Bühne gewinnen möchtest. Wie wollt ihr das erreichen, da sich die Eisbären an dem siebten Platz festgebissen haben?
JM: Ich glaube nicht, dass unser augenblicklicher Tabellenplatz es wirklich wiedergibt, wie gut wir tatsächlich sind. Ich behaupte sogar, dass wir viele Spiele unglücklich in der Verlängerung verloren haben, oder einfach, weil wir zu viele Strafzeiten kassierten. Wir gewöhnen uns alle aneinander. Seit dem Saisonstart bis jetzt haben wir eine stetig positive Entwicklung gezeigt. Und wir werden immer besser. Dass die Eisbären auf dem siebten Platz stehen, wie gesagt, sagt nichts darüber aus, was für eine Art Team wir sind. Ich glaube, dass wir eine der Top 2 bis 3 Mannschaften sind.
Kyle, du hast in vielen Ligen gespielt – in Russland, in der Schweiz, zuletzt in Schweden – und jetzt in der DEL. Kannst du die Ligen miteinander vergleichen? Siehst du Unterschiede?
KW: Ligen miteinander zu vergleichen ist sehr schwer. Ich habe bereits in einigen gespielt. Ich glaube, dass die russische Liga zum Beispiel ihre ganz eigene Identität besitzt. Sie verlangsamen das Spiel und alles ist viel kontrollierter. Ich würde sagen, dass Deutschland sich sehr an Nordamerika orientiert. Sehr viele Nordamerikaner spielen in der DEL. Zwar spielen wir hier auf größerem Eis, aber das Spielsystem und vom Schlittschuhfahren her ähnelt sich die DEL stark ihrem Vorbild. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Was hat sich über die Jahre bei dir geändert?
KW: Mein Alter (lacht). Wie schon gesagt, es gibt verschiedene Ligen mit unterschiedlichen Spielstilen und anderen Lebensgegebenheiten. Einer der Gründe, dass wir – meine Frau und ich – nach Europa, speziell nach Deutschland, kommen wollten, war, dass es für nordamerikanische Importspieler einzigartige Unterstützungen gibt. Die meisten Mannschaften haben bis zu zehn Importspieler – mitsamt ihren Frauen und Kindern, das ist Fakt. Wie ich schon sagte, man wird auch älter. Als junger Spieler ist es viel einfacher mit allen möglichen Strapazen auf den langen Reisen klarzukommen. Aber nach mehreren Verletzungen und Jahren voller Arbeit, ist es auch mal schön, nur Eintagesreisen oder maximal zwei bis drei Auswärtsspiele hintereinander zu haben. Die deutsche Liga ist schon etwas Besonderes. Ich habe schon in Ligen gespielt, da bist du für eine oder manchmal sogar zwei Wochen nur unterwegs. Die Mannschaft San Antonia Rampage aus der AHL zum Beispiel befindet sich phasenweise für einen gesamten Monat auf Auswärtsfahrt. Da verbringst du viel Zeit im Bus bzw. im Flugzeug. Ich habe herausgefunden, dass Filme zu gucken eine gute Ablenkung auf diesen langen Reisen darstellt.
Du bist sogar mal für die Columbus Blue Jackets in der NHL auf Torejagd gegangen. Kannst du dich an dein erstes Tor vom 25.10.10 erinnern?
KW: Ja, das kann ich. Es war während eines Heimspiels gegen die Philadelphia Flyers. Brian Boucher stand bei denen im Kasten. Es war ein Rebound-Tor, kein besonders schönes. Chris Clark lief den Flügel runter. Ich kam von der Bank und bin direkt in Richtung Tor gelaufen. Clark konnte den Verteidiger Chris Pronger ausspielen und schoss. Der Puck prallte vom Torhüter wieder zurück in den Slot ab und ich habe ihn dann ganz trocken versenkt. Es war kein schönes Tor, aber für mich ein ganz Besonderes – da es mein erstes Tor war.
Wie war es für dich in der NHL zu spielen?
KW: Natürlich träumt jedes Kind, dass in Kanada mit Eishockey aufwächst, einmal in der NHL zu spielen und das erste Tor zu schießen. Wenn du den Traum lebst, dann ist dir die Tragweite dessen nicht ganz bewusst, bis du fertig gespielt hast und wieder raus bist aus der Liga. Ich habe meinen Traum gelebt. Sogar meinen Enkelkindern werde ich von diesen fabelhaften Erlebnissen berichten können. Zurückschauend habe ich nur gute Erinnerungen.
JM: Ich kann mich nicht an mein erstes Tor erinnern. Ich könnte dir wahrscheinlich noch nicht einmal, meinen ersten Treffer für meine College Mannschaft (Bemidij State) beschreiben. Ich erinnere mich aber an mein erstes Profi-Tor. Für mich war das eine besondere Errungenschaft. Mein erstes Tor in der American Hockey League für die Lake Erie Monsters. Es war sogar gegen einen meiner besten Kumpels – Matt Hackett, ein Torhüter aus Ontario.
Du hast dich selbst einmal, als „ein kräftiger Spieler [bezeichnet], der es liebt viel zu schießen und dessen beste Waffe seine Größe ist“. Schätzt du dich immer noch so ein, oder hat sich deine Sichtweise geändert?
JM: Nein, ich habe meine ganze Karriere schon immer so gespielt. Ich setze meine Größe gerne ein und mag es, mich in den Ecken durchzusetzen und vors Tor zu preschen. Ich hatte schon immer einen guten Schuss. Das ist etwas, an dem ich schon als kleines Kind gearbeitet habe. Wie du schon sagtest, ich liebe es zu schießen. Und gute Sachen passieren, wenn du den Puck schießt (grinst).
Deine Mutter hat gerne Softball gespielt, ist das richtig?
JM: Ja. Sie liebt Softball und Baseball. Ich bin mit Baseball aufgewachsen. Ich habe kein Softball gespielt – sondern mit dem harten bzw. dem schnellen Ball.
KW: Du könntest auch einfach „Baseball“ sagen.
JM: Das war meine Jugend mit meiner Mutter. Eishockey habe ich mit meinem Vater erlebt.
KW: Ich habe auch Baseball gespielt. Das ist etwas, was du machst, wenn du in Nordamerika aufwächst. Als Kind habe ich alles Mögliche gespielt – Fußball, Baseball, Volleyball, Basketball, Badminton. Je älter du wirst, desto mehr musst du aussortieren, weil dein Tag nur 24 Stunden hat. Also, musst du Baseball sein lassen, als nächstes hörst du mit Fußball auf und auf einmal konzentrierst du dich nur noch auf Eishockey. Das Einzige, was dir geblieben ist. Und dann realisierst du, dass es das ist, worin du am besten bist. Also, bin ich dabei geblieben.
Welche NHL Mannschaft unterstützt du am meisten?
KW: Das ist eine schwierige Frage. Ich habe noch sehr viele Freunde, die in der NHL spielen. Dadurch mag ich die Mannschaften, bei denen sie spielen. Wenn du als Spieler in den verschiedenen Systemen gespielt hast – ich war in Washington, Nashville, Tampa Bay – dann ist es doch recht schwer, eine Mannschaft herauszupicken. Viele Leute würden sich wünschen, dass ich Toronto sagen würde, weil ich dort aufgewachsen bin, aber ich würde sie nicht als mein Lieblingsteam bezeichnen.
JM: Ich halte zu den Detroit Red Wings. Ich bin zwischen Toronto und Detroit aufgewachsen und habe mich schon als kleiner Junge für die Mannschaft interessiert. Mein Vater war ein Fan. Wir hatten Lieblingsspieler als ich jung war, so wie Steve Yzerman. Ich bin Detroit Fan.
Welches ist die schönste Arena, in der du je gespielt hast?
JM: Die Mercedes- Benz Arena ist eine schöne Arena. Aber, ich habe an meinem College (Bemidij State) an dem Frozen Four Turnier in Washington 2009 teilgenommen. Daher würde ich sagen, dass das Verizon Center die schönste Arena ist, in der ich je gespielt habe.
KW: Ich würde Joe Louis Arena in Detroit sagen. Ich liebe den Ort. Diese neu gebauten schönen Arenen sind zwar schön, aber die ganz alten Hallen, wo du das Gefühl hast, dass die Fans direkt über dir sind – das waren sehr beeindruckende Erlebnisse. So etwas zu kopieren und neu aufzubauen, ist sehr schwer. Heutzutage brauchst du meistens mehr als 10.000 Zuschauer, damit du überhaupt das Gefühl bekommst, die Arena wäre gefüllt. Aber in den Hallen aus der ersten Stunde, da hattest du manchmal schon ab 3.000 oder 4.000 Zuschauern das Gefühl, als würden die vor dir stehen und dich anschreien. In der heutigen Zeit sterben diese alten Hallen leider aus. Vielleicht ist das nur ein nostalgisches Gefühl, welches ich habe, dass ich mich gerne an diese Zeiten zurückerinnere.
Jamie, kannst du dich an das Gefühl einnern, dass du hattest, als du zum ersten Mal in der Mercedes-Benz Arena als Eisbär aufgelaufen bist?
JM: Ja. Ich kannte die Arena nur von Fotos. Ab dem Moment, wo ich den Vetrag unterzeichnet hatte, haben mir alle meine Freunde gesagt, dass ich diese Halle lieben würde. Alle meine Erwartungen wurden übertroffen. Es ist eine besondere Anlage, mit großartigen und lauten Fans. Wenn du in der Mitte des Eises stehst mit diesem riesigen Mercedes-Stern über deinem Kopf, alle Zuschauer auf und ab hüpfen. Das sind Momente, die für uns als Spieler unbeschreiblich sind – eben ganz speziell.
Wie kommuniziert ihr auf dem Eis, wenn es in der Arena so laut ist?
JM: Dann musst du eben ein bisschen lauter sein (lacht).
KW: Genau, dann musst du richtig schreien (lacht). Manchmal ist das echt hart, während eines eintrainierten Spielzuges. Außer es passiert wirklich etwas Besonderes, das alle Zuschauer aufschreckt, geht es eigentlich.
Kyle, du hast einmal gesagt, dass du vor dem Spiel immer den selben Ablauf verfolgst. Änderst du überhaupt nichts?
KW: Ich verfolge seit Jahren immer ein und dieselbe Prozedur. Manchmal – wenn du auf Auswärtsfahrten, den Bus erst spät verlassen kannst, musst du vielleicht etwas kürzen – aber sonst, halte ich mich strikt an meinen Aufwärmplan. Manche Leute würden es als Aberglaube bezeichnen, ich aber sage dazu lieber „angemessene Vorbereitung“.
Was machst du, wenn du tatsächlich mal etwas vergisst?
KW: Früher habe ich mich darüber noch sehr aufgeregt. Ich dachte immer, dass es mich sehr beeinträchtigt, wenn ich meine Routine nicht einhalten kann. Aber mit den Jahren lernst du, dass ganz andere Dinge wichtiger sind, als dein Aberglaube oder deine Routinen. Man muss sich eben genau richtig und so gut wie möglich vorbereiten, dass du ein gutes Eishockeyspiel spielen kannst.
JM: Ich dagegen würde nicht sagen, dass ich mich so genau an meine alltäglichen Vorbereitungen halte. Wie Kyle schon sagte, manchmal ist der Bus spät oder sonst irgendetwas passiert, dann musst du eben ein paar Sachen abändern. Über die Jahre habe ich meine Vorbereitung etwas angepasst. Während meiner College Zeit habe ich noch andere Übungen gemacht. Als ich dann nach Deutschland kam, habe ich meine Übungen den Gegebenheiten in den jeweiligen Arenen angeglichen. Aber in diesem Jahr halte ich mich eigentlich sehr an ein und denselben Plan.
Du kommst aus London, Ontario. Kyle du kommst aus Oakville, Ontario, beide Städte sind nicht weit von einander entfernt ...
KW: Ich muss dazu sagen, dass ich mein ganzes Leben noch nicht in Oakville gelebt habe. Eigentlich ist das nur die Stadt, in der das Krankenhaus steht, in dem ich geboren wurde. Ich bin auch in London aufgewachsen.
Gut zu wissen. Kanntet ihr euch schon in eurer Jugend?
KW: Nein. Wir haben einen Altersunterschied von vier Jahren. Das Problem mit der Stadt London ist, dass die Stadt mit ihren 55.000 Einwohnern zwar nicht besonders groß ist, aber wenn es ums Eishockey geht, ist das etwas anders. Im Umkreis von mehr als 30 Fahrminuten wollen alle Kinder Eishockeyspielen. Nur dafür kommst du nach London. Dort sind so viele Kinder, die Eishockey spielen wollen, dass du dich nicht kennst, wenn dich ein paar Jahre voneinander trennen. Es war vielleicht erst in meinem fünften oder sechsten Jahr als Profi-Eishockeyspieler, dass ich während eines Sommertrainings "Mac" getroffen habe. Wir haben auch noch nie gegeneinander gespielt.
Könnt ihr mir ein paar Namen anderer bekannter Eishockeyspieler aus London sagen?
KW: Unseres Alters? Drew Doughty, Corry Perry, Brandon Prust. Da gibt es noch unzählige andere.
Ich habe noch die Namen Eric Lindros und Justin Bieber gefunden.
JM: (lacht) Das Bubigesicht (lacht). Er liebt Eishockey.
KW: Justin Bieber kommt nicht genau aus London. Er kommt aus dem Umland. Und ich würde ihn auch nicht als Eishockeyspieler bezeichnen. Er hat es sich ausgesucht, während dieser Saison in München aufs Eis zu gehen, anstatt bei den Eisbären.
JM: Genau. Darüber sind wir alle sehr enttäuscht (lacht). Wir nehmen so etwas persönlich (lacht).
Jamie, als was für einen Spielertypen würdest du Kyle bezeichnen?
(Beide lachen) JM: Nächste Frage bitte (lacht).
KW: Einfach als einen großartigen Spieler, ein Allrounder (lacht).
JM: Ja, du hast recht – Kyle ist ein großartiger Spieler (lacht). Er kann das Spiel lesen. Er weiß, wann und wo er in gewissen Situation als guter Spieler zu sein hat. Er hat sich diese Erfahrungen angeeignet. Er spielt schöne Pässe und kann dazu selbst noch Tore schießen.
KW: Ich würde sagen, dass Mac ein kräftiger Spieler ist, der es liebt, seine Größe einzusetzten und viel den Puck schießt (beide lachen).
Wenn du etwas an Jamies Spielstil ändern könntest, was wäre das?
KW: Oh, ich weiß es nicht. Ich wäre auch nicht glücklich, wenn ich so viele Chancen wie Jamie vergeben würde (Jamie lacht). Ich glaube, dass er bisher etwas Pech hatte. Er macht sehr viele Dinge richtig, nur bisher wollte die Scheibe einfach nicht reingehen. Ich hoffe inständig, dass er sich seine wirklichen präzisen Schüsse für die Playoffs aufspart (Jamie lacht).
Wenn du die Playoffs schon ansprichst, gibt es etwas Besonderes, worauf ihr euch freut?
KW: Nicht zu rasieren (lacht).
JM: (Lacht) Da hast du recht. Playoffs ist die lustigste Zeit im ganzen Jahr. Ich sehe da viele Gemeinsamkeiten mit meinem Team im letzten Jahr und diesem. Auch wir standen nicht ganz oben in der Liga und haben schlussendlich das Ganze gewonnen. Am Anfang der Saison hoffst du, dass du unter den Top6 landest, um nicht in der ersten Playoff-Runde spielen zu müssen. Am besten sind natürlich die oberen vier Plätze, damit du Heimrecht hast, was eine große Hilfe ist. Aber am Ende drehst du einfach auf. Es ist die Jahreszeit, die dir als Eishockeyspieler am meisten Spaß macht – mit Hin- und Rückspiel im Zweitagesrhythmus. Diese Spiele sind hart umkämpft. Alles andere ist dir in dieser heißen Phase ziemlich gleichgültig. Es sind die umkämpftesten Spiele, die du als Eishockeyspieler erleben kannst.
Was müsste passieren, damit du nach der Saison sagen kannst, dass es eine erfolgreiche war?
JM: Ich glaube, dass jedes Mal, wenn man nicht gewinnt, zurückschaut und dann sagt „Oh, wir hätten besser spielen müssen“. Aber wenn du alles gegeben hast, in den Spiegel schauen und sagen kannst „Ich habe alles in meiner Macht stehende gegeben, wir haben einfach nicht gewonnen“ – so ist Eishockey. Es kommt nun mal vor, dass du die bessere Mannschaft bist, aber eben nicht gewinnst. Der Puck möchte einfach nicht reingehen oder knallt immer an den Pfosten ab, alles schon passiert. Wichtig ist, dass man von sich selbst sagen kann, man hat alles gegeben.
Ihr beide, als nordamerikanische Spieler, die sich jetzt in Deutschland befinden. Wie ist es für euch in neue Kabinen zu kommen und neue Teamkameraden kennenzulernen?
JM: Genau das ist das Schöne beim Eishockey. Du triffst jedes Jahr ganz neue Leute. Sobald du die Mannschaft wechselst, lernst du neue Spieler kennen. Also, ich würde behaupten, dass es für uns recht einfach ist, sich in neuen Mannschaften zurecht zu finden und Späße zu machen.
KW: Je öfter du es machst, desto einfacher wird es. Das ist eines der Dinge, welches etwas schwieriger am Anfang deiner Karriere ist. Irgendwann merkst du aber, dass es unzählige Jungs gibt, die genau das gleiche durchmachen müssen, wie du selbst. Alle Importspieler durchleben ähnliche Erlebnisse. Als ich zu den Eisbären gekommen bin, war es überraschenderweise doch ein kleines bisschen anders. Denn ich habe vorher noch nie für eine Mannschaft gespielt, in der die Spieler schon für sechs oder sogar mehrere Jahre zusammenspielen. Die Jungs sind richtig eingespielt. Normalerweise bist du daran gewohnt, zu einer Mannschaft zu stoßen, wo alle Spieler neu sind. Gleichzeitig waren die Jungs hier in Berlin eine riesen Hilfe. Das ist eine riesenfreundliche Gruppe, die dich sofort unterstützt und dir unter die Arme greift. Da ist uns die Eingewöhnung sehr leicht gefallen.
Wenn wir schon über Teamwechsel sprechen. Wie verhälst du dich nach einem Faustkampf auf dem Eis und du diesen Spieler im darauffolgenden Jahr als Teamkamerad begrüßt?
KW: Naja, es hängt von der Schlägerei ab (lacht). Ich hatte drei richtige Kämpfe in meiner Karriere (lacht). Ich weiß, dass Kämpfe hier in Deutschland ein bisschen anders wahrgenommen werden. Aber ich rede über richtige Schlägereien, in denen beide Spieler sofort die Handschuhe wegschmeißen und los geht´s (lacht). Allen Jungs ist es normalerweise bewusst, dass Eishockey nur ein Spiel ist, ein Job. Eishockey ist etwas, wo du ganz einfach zwischen auf- und abseits des Eises differenzieren kannst. Am Ende des Tages sitzen wir alle im selben Boot. Egal, ob du in Wolfsburg, in München oder für Nürnberg spielst, wir machen alle das Gleiche. Wir alle haben unsere Heimat verlassen. Wir bringen alle Opfer, um über den großen Teich zu kommen, um in Deutschland einen Job zu machen. Sobald du aufs Eis gehst, kochen manchmal die Emotionen hoch ...
JM: Und du musst dich für deine Mannschaftskameraden einsetzen.
KW: Genau. Wenn das Spiel dann wieder vorbei ist, können alle sagen: "Hey, ich habe getan, was ich tun musste. Ich habe meinen Job gemacht – du hast deinen Job gemacht – lass uns zur Bar gehen und ein Bier zusammen trinken" (lacht).
Jamie, wo siehst du dich in fünf bis zehn Jahren?
JM: Also, wenn du mich fragst, spiele ich hoffentlich immer noch Eishockey. Wenn du meine Frau fragen würdest, dann leben wir auf einer Ranch in Kanada, mit ein paar Kindern und ich hätte einen „9to5“ Job (Kyle lacht). Also, ich weiß es nicht genau. Ich gucke von Jahr zu Jahr. Ich wurde mit der Möglichkeit gesegnet, Eishockey zu spielen und damit mein Lebensunterhalt verdienen zu können. Ich versuche dieses Leben so lange wie möglich auszukosten und meine Famillie zu unterstützen. Eines Tages werde ich ohne jeglichen Zweifel zurückblicken können und mit meiner Familie ein schönes restliches Leben führen. Ich habe ein Collegeabschluss in der Tasche. Hoffentlich werde ich ihn in irgendeinem Bereich einsetzen können und einen netten Job haben (grinst).
KW: Ich gehe nicht davon aus, dass ich in zehn Jahren immer noch Eishockey spiele. Dann wäre ich ja 42 Jahre alt. Ich glaube, dass dieses Kunststück nur ganz wenigen Eishockeyspielern gelingt. Wir haben einen in der Mannschaft, der dies schaffen könnte (grinst). Vielleicht zieht Micki DuPont mit 42 immer noch seine Kreise auf dem Eis (lacht). Ich werde wahrscheinlich in Philadelphia leben, wo meine Frau herkommt. Und mich um meine Kinder kümmern (grinst). Um ganz ehrlich zu sein, das Leben nach dem Eishockey ist etwas, welches du nicht allzuviel planen solltest. Denn, wenn du dich erst einmal damit beschäftigst, dann steuerst du auch auf das Karriereende hin. Ich klopfe auf Holz, damit ich gesund bleibe und das, was ich liebe, so lange wie möglich noch machen darf.
Wenn ihr keine Eishockeyspieler geworden wärt, was würdet ihr heute machen?
JM: Ich weiß es nicht. Ich wäre wahrscheinlich ein professioneller Golfspieler (Kyle lacht). Genauso wie Tiger Woods (grinst).
KW: Ich wäre vielleicht das Kind von Bill Gates (grinst).
JM: Genau das hätte ich wahrscheinlich probiert, hätte es mit Eishockey nicht geklappt.
Ihr beide, habt schon mit vielen Spielern zusammengespielt. Wer war eurer Meinung nach, der am schlechtesten angezogene?
KW: Ich kanns dir nicht sagen – Buschi? (Beide lachen) Zum Anfang der Saison sind wir als Team eines Abends ausgegangen. Offensichtlich ist die Kleidungstilfrage für einheimische Deutsche eine etwas andere als für uns Nordamerikaner. Buschi scheint den deutschen Kleidungsstil verinnerlicht zu haben, mit seinen abgerissenen Jeans. Wir kannten uns noch nicht wirklich so gut. Ich dachte, dass wir in ein nettes Restaurant gehen. Also habe ich mir schicke Jeans, ein Hemd und geputzte Schuhe angezogen. Naja, und dann tauchte Buschi mit seinen zerrissenen Jeans, in Turnschuhen und einem T-Shirt mit abgerissenen Ärmeln auf. Das war schon ein bemerkenswerter Moment. Als wir uns dann umschauten, haben wir bemerkt, dass sich die meisten Deutschen so kleiden. Also, ich würde Buschi sagen (lacht).
Zum Abschluss, gibt es noch ein paar Multiple-Choice Fragen.
KW: Da war ich noch nie gut drin.
xBox/Playstation: Beide Playstation
Fußball/Eishockey: Beide Eishockey. KW: Fußball ist ein wirklich europäisches Ding. Ich habe schon erlebt, dass sich Jungs in diese Sandsäcke hockten und fünf Stunden Fußball gezockt und sich dabei nur angeschrieen haben.
Katze/Hund: Beide Hund
Sommer/Winter: Beide Sommer
Baywatch/Game of Thrones: KW: Game of Thrones; JM: Ich habe Game of Thrones noch nie gesehen, also sage ich Baywatch.
Überzahl/Unterzahl: (beide lachen) Beide Überzahl. KW: Tore schießen oder Schüsse blocken – das ist eine ganz schwierige Frage (grinst).
Jamie, wenn du Kyle eine Frage stellen könntest, welche wäre das?
JM: Ach du lieber Gott. Ich weiß es nicht. Was ist dein Passwort bei iCloud?
KW: (lacht) Die ist gut.
Jungs, danke fürs Gespräch.
KW: Danke dir.
JM: Und schöne Weihnachten.