Freddy Tiffels im Interview
Mit Freddy Tiffels haben die Eisbären Berlin einen der deutschen Silberhelden vom Tampere verpflichtet. Der amtierende Deutsche Meister und Vizeweltmeister weilte diese Woche in Berlin. Er nutzte die Zeit, um diverse organisatorische Dinge zu erledigen. Natürlich hat es sich Freddy nicht nehmen lassen, sein erstes Interview als Eisbär zu geben.
Freddy, herzlich willkommen in Berlin bei den Eisbären. Wie groß ist die Vorfreude?
- Die Vorfreude ist riesengroß. Ich freue mich wirklich, in Berlin zu sein. Ich freue mich auf die Herausforderung, die neue Mannschaft, alle Personen drumherum und natürlich auch auf die tolle Stadt.
Du hattest vermutlich mehrere Optionen auf dem Tisch. Was hat den Ausschlag für die Eisbären gegeben?
- Ich hatte ja schon bei der offiziellen Verkündung erwähnt, dass es eine leichte Entscheidung für mich war, zu den Eisbären zu wechseln. Ausschlaggebend war, dass die Eisbären leidenschaftliche Fans haben, die hinter dem Team stehen. Mit unserer Mannschaft haben wir gute Chancen, um die Meisterschaft mitzuspielen. Zudem ist Berlin eine tolle Stadt, in der man auch die Freizeit genießen und ein schönes Leben haben kann.
Hast du die Entscheidung allein getroffen, oder wurde im Familienrat eifrig diskutiert?
- Im Endeffekt war es meine Entscheidung. Aber natürlich habe ich vorab mit meinen engsten Vertrauten gesprochen. Es waren wirklich alle von Berlin begeistert.
Deine Freundin Ann-Sophie ist gebürtige Berlinerin. Du hast also den besten Tourguide an deiner Seite. Habt ihr euch schon ein wenig in der Stadt umgeschaut?
- Nein, noch nicht. Das haben wir aber natürlich noch vor. Wir sind gestern Abend erst angekommen. Heute waren wir bisher im Umfeld der Arena unterwegs. Der Mercedes-Platz ist sehr beeindruckend. Die Spree und die Oberbaumbrücke sind wirklich sehr schön. Berlin ist eine Stadt voller Geschichte, da reichen ein paar Tage nicht aus, um alles zu sehen. Wir freuen uns aber darauf, möglichst viele Ecken der Stadt kennenzulernen.
Welche Ziele hast du für die kommende Saison?
- Mit dem Deutschen Meistertitel und der WM-Silbermedaille habe ich Blut geleckt. Die Erfahrungen und Momente, die ich in den letzten Monaten machen durfte, waren unglaublich. Das waren unbeschreibliche Gefühle, die ich erlebt habe. Die möchte ich natürlich wieder erleben. Von daher habe ich wieder das große Ziel, nach Saisonende erneut etwas in der Hand zu haben. Ansonsten möchte ich ein guter Teamkamerad sein. Ich möchte mit einem Lachen im Gesicht in die Arena kommen, immer Spaß haben und mich täglich verbessern.
Wie siehst du deine Rolle bei den Eisbären?
- Viele Gedanken konnte ich mir darüber ehrlich gesagt noch nicht machen. Wir hatten bisher einfach sehr viel zu erledigen. Ich bin aber inzwischen auch nicht mehr der Jüngste in der Kabine. (lacht) Ich habe einiges an Erfahrung gesammelt. Daher möchte ich auch ein Vorbild für die jungen Spieler sein. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind.
Wie verhältst du dich in der Kabine? Bist du eher ruhiger, oder stehst du auch mal auf und machst eine Ansage?
- In der Vergangenheit gehörte ich eher zu den ruhigeren Spielern. Ich bin ein Typ, der lieber mit Taten vorangeht und keine großen Ansagen macht. Ob sich das ändert, wird man sehen. Ich werde aber weiter versuchen, als Vorbild voranzugehen.
Was für ein Typ ist Frederik Tiffels? Wie würden dich deine Freunde beschreiben?
- Mir wird nachgesagt, dass ich ein netter, gutgelaunter und umgänglicher Typ bin, der seine Mitmenschen zum Lachen bringt. Ich bin von Haus aus ein lebensfroher Mensch und bin für jeden Spaß zu haben.
Und auf dem Eis? Was macht dich da aus?
- Auf dem Eis bin ich sehr detailliert und diszipliniert. Ich versuche, das Bestmögliche rauszuholen und investiere hierfür eine Menge Zeit.
Worauf dürfen sich die Eisbären-Fans freuen?
- Es ist schwer, scorertechnisch etwas zu versprechen oder vorherzusagen. Aber ich gebe mein Wort, dass ich immer alles reinhauen und niemals aufgeben werde. Ich werde mich jeden Tag und jedes einzelne Spiel voll reinhängen.
Warum hast du die Rückennummer #95 ausgewählt?
- Es gab einige Nummern, über die ich nachgedacht hatte. Die Eisbären sind aber ein Club mit einer langen Tradition. Das hat natürlich zur Folge, dass schon ein paar Nummern berechtigterweise unter dem Hallendach hängen. Ich hatte auch über die #10 oder die #21 nachgedacht. Diese beiden Nummern waren aber schon an Lean Bergmann und Manuel Wiederer vergeben. Die #95 war dann aber einfach passend. Ich bin Jahrgang 1995 und spiele mit der #95 in der Nationalmannschaft. Da ich jetzt auch eine erfolgreiche WM mit dieser Nummer gespielt habe, bin ich bei der #95 geblieben.
Du hast die Nationalmannschaft gerade angesprochen. Dort hast du mit einigen deiner neuen Teamkollegen zusammengespielt. Was haben sie dir erzählt?
- Natürlich spricht man untereinander. Aber auch mit ehemaligen Mitspielern, wie zum Beispiel mit Morgan Ellis oder Franky Mauer. Das Feedback war durchwegs positiv. Berlin ist eine grandiose und lebendige Stadt. Die Eisbären haben tolle und leidenschaftliche Fans, die Angestellten unterstützen einen in sämtlichen Angelegenheiten. Mir wurde gesagt, es handelt sich um einen Club, für den man sehr gerne spielt.
Bei der WM habt ihr die grandiose Silbermedaille gewonnen. Natürlich ist man nach dem verlorenen Finale verständlicherweise erst einmal enttäuscht. Überwiegt inzwischen die Freude über die Vizeweltmeisterschaft?
- Ja, zu 100 %. Moritz Müller hat es treffend formuliert. Man hat das Finale zwar verloren, aber die Silbermedaille gewonnen. Genauso empfinde ich es auch. Wir waren im Endspiel leider unterlegen. Wenn der ein oder andere Puck anders gesprungen wäre, hätten wir eventuell gewonnen. Aber ich bin unheimlich stolz auf diese Silbermedaille. Ich werde immer positiv und mit einem Lachen auf die Zeit bei der WM zurückblicken. Es hat eine Menge Spaß gemacht, ich habe unglaubliche Erfahrungen gesammelt. Es hat einfach alles gepasst.
Die Gruppenphase hat mit drei sehr knappen Niederlagen etwas schwieriger begonnen. Wurdet ihr nach diesen Spielen intern etwas unruhiger, oder wart ihr weiterhin vom Viertelfinal-Einzug überzeugt?
- Wir waren trotz der Niederlagen zum Turnierbeginn weiterhin selbstbewusst. Natürlich waren wir nach den ersten drei Gruppenspielen nicht zufrieden. Uns war auch bewusst, dass die Partie gegen Dänemark sehr wichtig ist. Hätten wir dieses Spiel verloren, wäre es sehr schwer mit dem Viertelfinale geworden. Ich fand aber, dass wir uns zuvor von Spiel zu Spiel gesteigert hatten. Ich war mir sicher, dass wir gegen Dänemark gewinnen werden, wenn wir an unsere bisherigen Leistungen anknüpfen werden. So ist es dann ja auch gekommen.
Wann kam der Zeitpunkt, an dem ihr wusstet, dass ihr ein ernstes Wörtchen um die Medaillen mitsprechen werdet.
- Ich glaube, diese Überzeugung ist im Laufe des Turniers immer weiter gewachsen. In den Partien gegen Österreich, Ungarn und Frankreich haben wir sehr gut gespielt und haben gesehen, dass wir spielbestimmend sind. Wir schießen genügend Tore und stehen solide in der Defensive. Zum Abschluss der Gruppenphase haben wir gegen Frankreich keinen Gegentreffer kassiert. Mit Mathias Niederberger hatten wir einen Goalie, von dem wir wussten, der fischt alles weg. Ab der K.o.-Phase kommt es dann auf ein Spiel an, da ist immer alles möglich. Nach dem Sieg über die Schweiz war uns bewusst, dass wir nur noch einen Sieg von einer Medaille entfernt sind. Um aber auf die Frage zurückzukommen. Es ist schwer, einen bestimmten Zeitpunkt zu nennen. Ich denke, dieses Gefühl hat sich im gesamten Turnierverlauf entwickelt. Wir hatten aber von Beginn an den Glauben an uns.
Von außen betrachtet wirktet ihr wie eine eingeschworene Truppe. War der Zusammenhalt das Besondere an der Mannschaft?
- Ich glaube, man kann nicht nur einen bestimmten Punkt herausheben. Es passieren in den Wochen während des Turniers so viele Dinge, die alle einen Effekt auf das Resultat haben. Aber der Teamgeist war ein ganz großer Baustein. Ich habe es so wahrgenommen, dass es kein einziges Ego in der Mannschaft gab. Wir haben alle füreinander gefightet. Das haben wir auch vermittelt. Wir hatten einen tollen Trainerstab, der uns jedes Spiel gut auf die anderen Teams eingestellt hat. Jede Reihe hat funktioniert. Es war wirklich alles top.
Hast du einen Lieblingsmoment des Turniers? Wir haben da einen Verdacht.
- Ja, auf jeden Fall. (lacht) Mein Overtime-Treffer im Halbfinale gegen die USA war schon etwas Besonderes. Es geht mir hier aber gar nicht um mein Tor, sondern vor allem um den Moment. Ich freue mich eigentlich mehr über den Jubel meiner Mitspieler als über mein eigenes Tor. Bei Noebis Ausgleichtreffer war es genauso. Wir sind alle auf der Bank ausgerastet. Das war so ein tolles Gefühl. Beim Siegtreffer war es dann wieder so. Alle waren außer sich vor Freude, ein paar Jungs sind sogar über die Bande gefallen. (lacht) Wir springen rum wie kleine Kinder. Das ist einfach wunderschön und traumhaft.
Wie verbringst du deinen wohlverdienten Sommerurlaub?
- Wir sind jetzt ein paar Tage in Berlin, um uns die Stadt anzuschauen. Wir müssen einige organisatorische Dinge erledigen. Wir möchten gerne alles vorab regeln, bevor es hier dann richtig losgeht. Die kommenden zwei Wochen werde ich es etwas ruhiger angehen lassen. Dann starte ich mit dem Sommertraining. Wir werden auch nach Boston fliegen, auch aus trainingstechnischen Gründen. Dort werde ich mit einem speziellen Athletik- und Fitnesstrainer zusammenarbeiten. Bevor wir dann in Berlin starten, fliegen wir auch noch einmal in die Sonne.
Wann kommst du nach Berlin?
- Wir planen aktuell, dass wir Ende Juni fest nach Berlin kommen. Wir werden dann zwar hin und wieder noch unterwegs sein, aber unsere Basis ist dann hier.
Vielen Dank für deine Zeit, Freddy. Wir freuen uns, dich in unserer Mannschaft zu haben.
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