„Ich freue mich total darauf, vor unseren Fans zu spielen“
Am Freitag wird Patrice Cormier nach seiner Verletzung das erste Heimspiel in der Mercedes-Benz Arena spielen. Unsere Nummer 28 kann auf eine beeindruckende Eishockeykarriere zurückblicken und hat diese Saison mit den Eisbären Berlin viel vor. Cormier wechselte im Sommer aus der KHL in die Hauptstadt. Zuvor spielte er in der NHL und der AHL. Unter anderem stand er für die Winnipeg Jets auf dem Eis und war Captain der Manitoba Moose.
Der Start in die neue Spielzeit ist ihm geglückt. In den drei Partien, die er bisher gespielt hat, schoss der physisch präsente Center gleich zwei Tore. Wir haben uns mit Patrice getroffen, um uns über sein neues Team, die neue Stadt und die Aufregung vor seinem ersten Heimspiel zu unterhalten.
- Patrice, du hast schon in verschiedenen Ligen gespielt. Wo liegt in der PENNY DEL der größte Unterschied im Vergleich zu den anderen Ligen, in denen du warst?
Für mich ist es hier etwas Neues, weil die Eisfläche größer ist. Da musste ich mich erst dran gewöhnen. Der Spielstil ist dadurch ein wenig anders. Man hat zum Beispiel mehr Zeit mit dem Puck. In jeder Liga gibt es unterschiedliche Spieler, die ihren eigenen Spielstil mitbringen. Dadurch ähneln sich die Ligen dann doch wieder. Wenn man ein Turnier mit jeweils einem Team aus den verschiedenen Ligen veranstalten würde, könnte man nicht sagen, wer gewinnt. Letztendlich geht es aber überall um das Gleiche. Man versucht, so viele Tore wie möglich zu schießen, baut eine gute Defensive auf und hat ein eigenes Spielsystem, welches man so gut wie möglich durchsetzt. In den Ligen mit der kleineren Eisfläche ist das Spiel körperbetonter, weil man ständig jemanden direkt vor der Nase hat. Man ist enger zusammen.
- Als du dir vor der Saison die anderen Teams der PENNY DEL angeguckt hast, wen hast du da als größten Konkurrenten gesehen?
Ich kenne ein paar Spieler, die auch schon in der DEL gespielt haben, wie zum Beispiel Brooks Macek. Er war in München. Da wusste ich, dass München gut ist. Aber auch Mannheim. Nigel Dawes hat dort letzte Saison gespielt. Die sind auch wirklich stark.
- Nachdem ein paar Spiele gespielt sind, änderst du da deine Meinung?
Köln kommt noch dazu. Die haben ein paar wirklich gute Spiele abgeliefert. Die sind auch auf dem Papier richtig stark. Ich kenne Nicholas Bailen aus der KHL und wusste daher, dass er sehr offensiv ist. Sie haben sehr schnelle und große Angriffsreihen. Es ist schwierig gegen die Kölner zu spielen. Straubing ist auch sehr gut. Es gibt einige leistungsstarke Vereine in der Liga. Wir sind noch früh in der Saison, da kann noch alles passieren.
- Nach deiner Verletzung konntest du in Iserlohn auch endlich in die Saison starten. Wie waren die ersten Spiele für dich?
Die waren super. Es ist hart zugucken zu müssen und nicht Teil des Teams sein zu können. Auch bei den Auswärtsspielen ist man dann zuhause und kann die Mannschaft nicht unterstützen. Da war es super, dass ich in Iserlohn endlich mit auf dem Eis sein konnte. Das Spiel hat auch Spaß gemacht. Es lief für uns gut. Wir haben ein Tor nach dem anderen geschossen und ich habe auch meinen ersten Treffer erzielt. Meistens dauert es ein paar Spiele, bis man das erste Tor der Saison erzielt. Da war ich erleichtert. Jetzt fokussiere ich mich darauf, weiter meinem Team zu helfen und mein Bestes zu geben.
- Wie würdest du dich selbst als Person und als Spieler beschreiben?
(lacht). Ich bin sehr laut. Ich rede viel und unterhalte mich mit allen über sämtliche Themen. Mir ist es wichtig, dass sich jeder wohlfühlt. Auf dem Eis ändert sich das Mindset schon. Ich bin dann deutlich fokussierter und kämpfe für mein Team. Sobald das Spiel vorbei ist, bringe ich wieder alle zum Lachen.
- Und wie würdest du unsere Mannschaft beschreiben?
Wir sind sehr schnell. Wir haben einen guten Mix aus Schnelligkeit und Größe. Die Reihen sind ausgewogen. Vor allem geben wir alles. Man sieht eine große Steigerung von unserer letzten Niederlage in Schwenningen bis jetzt. Wir werden von Tag zu Tag stärker und spielen unser System.
- Du hast schon in verschiedenen Teams und Ligen gespielt, somit viel Erfahrung. Inwiefern hast du dich als Spieler und persönlich in deiner bisherigen Karriere verändert?
Gar nicht. (lacht). Man wird als erfahrener Spieler eher zu einem Anführer in der Mannschaft. Die Stimme bekommt mehr Gewicht. Man ist auch eine Art Vorbild für jüngere Spieler. Ich achte immer darauf, dass es den Jungs gutgeht. Auf dem Eis habe ich mich glaube ich nicht verändert. Ich habe den gleichen Spielstil, seit ich denken kann. Das schätzen sowohl der Trainer als auch meine Mannschaft an mir.
- Du achtest nicht nur darauf, dass es allen gut geht. Dir ist es auch wichtig, dass ihr Spaß zusammen habt. Siehst du darin deine Rolle im Team?
Ja, das ist einer der Gründe, warum ich hier bin. Neben der Erfahrung, die ich ins Team bringe, bin ich auch sehr ehrlich. Manchmal zu ehrlich (lacht). Ich spreche auf jeden Fall Themen an, die geklärt werden müssen. Ansonsten versuche ich ein guter Teamkollege zu sein und auf dem Eis mein Bestes zu geben.
- Deine Teamkollegen schätzen dich zumindest sehr. Als du noch angeschlagen warst, sagte Ben Finkelstein, dass die Eisbären gut sind. Sie werden aber noch viel besser, wenn du auch spielen wirst. Ehrt dich das?
Klar. Das ist schön, sowas von seinen Mitspielern zu hören. Ich versuche auch immer viel Selbstbewusstsein in die Mannschaft zu bringen. Auf Auswärtsfahrten gebe ich mir Mühe, alle ein bisschen aufzulockern, damit wir nicht zu angespannt sind. Damit helfe ich dem Team hoffentlich. Aber ganz ehrlich, die Mannschaft ist ohne mich schon sehr gut gewesen. Jeder trägt etwas zum Team bei, was ganz wichtig ist für eine funktionierende Mannschaft. Also sind wir natürlich am besten, wenn wir alle spielen.
- Du kanntest ein paar deiner Mitspieler schon bevor du nach Berlin gekommen bist. Hast du sie kontaktiert vor der Saison?
Ja, auf jeden Fall. Am besten kenne ich Mel (Anm. d. Red.: Julian Melchiori). Wir kennen uns aus Manitoba. Wir haben da sechs oder sieben Jahre zusammengespielt. Jake Hildebrand und Zach Boychuk kannte ich auch schon. Einige meiner Mitspieler habe ich als Gegner schon mal erlebt, wie zum Beispiel Yannick Veilleux oder auch Morgan Ellis. Ich habe alle angerufen und gefragt, wie es in Berlin ist. Natürlich haben wir auch kurz über die letzte Saison gesprochen, was da denn los war. Ich habe mich sehr schnell dafür entschieden, nach Berlin zu kommen.
- Mit wem hast du jetzt am meisten Kontakt?
Ich verstehe mich glaub ich mit allen sehr gut. Mit Mel bin ich auswärts in einem Zimmer zusammen. Yannick und Morgan sind meine Nachbarn. Unsere Kinder spielen zusammen und unsere Ehefrauen verstehen sich sehr gut. In der Kabine sitze ich neben Freddy, er ist auch super. Wir unterhalten uns viel. Aber es ist schwer da überhaupt jemand einzeln zu nennen. Wir verbringen alle total viel Zeit zusammen. Der Vibe ist gut und die Stimmung in der Kabine stimmt einfach.
- Die Stimmung in der Mercedes-Benz Arena hast du bisher nur als Zuschauer mitbekommen. Wie haben dir die Atmosphäre und Fans gefallen?
Das war sehr cool. Natürlich hätte ich lieber gespielt, aber die Spiele, die ich gesehen habe, waren klasse. Die Fans haben so viel Energie. Diese Leidenschaft habe ich so in anderen Ligen noch nicht erlebt. Das ist schon beeindruckend.
- Den Schritt nach Berlin zu kommen hast du also nicht bereut. Du spielst auch das erste Mal hier in Deutschland. Wie kam es dazu, dass du ausgerechnet hierhin gekommen bist?
Wir wollten in Europa wohnen. Es gab dann ein paar Angebote. Aber als Serge angerufen hat, war die Entscheidung schnell getroffen. Über meine Zeit in der KHL kann ich nichts Schlechtes sagen. Die war gut, aber der Punkt war gekommen, an dem ich weiterziehen wollte. Ein Vorteil hier ist auch, dass meine Familie bei mir sein kann. Ich möchte ihnen zeigen, wie ich auf dem Eis bin. Meine Tochter hat mich noch nie spielen sehen, beziehungsweise war sie noch ein Baby als sie mich mal auf dem Eis gesehen hat.
- Deine Familie ist jetzt seit ein paar Wochen in Berlin. Gefällt es ihnen?
Ja, sehr. Wir waren diese Woche auch schon unterwegs und haben uns das Festival of Lights angesehen. Das war sehr gut. Ausflüge nach Potsdam und Dresden haben wir auch schon unternommen. Meine Tochter geht hier in Berlin ja auch in die Kita. Das ist natürlich aufregend für uns alle. Ihr gefällt es dort richtig gut.
- Am Freitag gegen Straubing stehst du dann das erste Mal auf dem heimischen Eis. Wie sehr freust du dich darauf?
Ich bin sehr aufgeregt. Ich hoffe, nicht zu aufgeregt (lacht). Ich freue mich total darauf, vor unseren Fans zu spielen. Meine Frau und meine Tochter werden auch da sein. Ich hoffe, mit meiner Tochter danach auf die Ehrenrunde gehen zu können. Sie sieht dann endlich mal, was mein Job ist und warum ich manchmal unterwegs bin. Ich hoffe sehr, dass wir für unsere Fans eine richtig gute Partie abliefern. Ich kann es kaum erwarten endlich auch in unserer Arena zu spielen.
Für dein erstes Match in der Mercedes-Benz Arena wünschen wir dir viel Erfolg! Danke schön für deine Zeit.
Wer Patrice Cormier und die Eisbären gegen die Straubing Tigers anfeuern möchte, sichert sich am besten direkt ein Ticket. Resttickets gibt es im Eisbären-Onlineshop.