„Ich war noch nie in einer Mannschaft, die auch neben dem Eis so gut zusammenpasst“
Lean Bergmann gehörte im Sommer zu den Neuzugängen der Eisbären Berlin, auf den viele besonders gespannt waren. Dann verletzte sich der Stürmer leider direkt im vierten Spiel für seinen neuen Club. Nach rund dreieinhalbmonatiger Pause ist der Angreifer zurück im Team von Serge Aubin. Für uns Grund genug, sich mit ihm für ein paar Fragen zusammenzusetzen.
Lean, Mitte Januar konntest du endlich dein Comeback nach der Verletzung geben. Warst du vor dem ersten Spiel nach deiner Verletzung aufgeregt, oder war es für dich ein ganz normaler Arbeitstag?
- Ein bisschen aufgeregt war ich schon, aber nicht so sehr wegen des Leistungsdrucks oder des Spiels. Ich habe einfach gehofft, dass mein Körper mitmacht.
Wie hast du dich fit gehalten, während deiner Verletzungspause?
- Ich habe hier in Berlin eine sehr gute Reha erhalten. Direkt nach meinem Krankenhausaufenthalt habe ich angefangen dort zu trainieren. Ich hatte zwischenzeitlich nochmal eine Infektion, die ein Rückschlag für meine Genesung war. Danach bin ich dann aber richtig ins Training eingestiegen und habe in der Reha speziell für mich angepasste Übungen gemacht, die in der Intensität Stück für Stück gesteigert wurden. Alle Übungen, die nur den Oberkörper betreffen, waren ja kein Problem, da konnte ich die ganze Zeit über sehr viel machen.
Was hat dich motiviert, die Reha so schnell und so gut wie möglich durchzuziehen?
- Ich wollte so schnell es geht wieder aufs Eis. Ich muss sagen, wenn ich nicht Profisportler wäre oder es nach meiner Karriere passiert wäre, hätte ich mich schon sehr überwinden müssen, regelmäßig zur Reha zu gehen. Es tut weh und es ist extrem anstrengend. Schon allein, weil man nicht wie gewohnt trainieren kann.
Gegen die Adler Mannheim hast du dann nach 20 Sekunden direkt ein Tor geschossen. Ist man gegen seine früheren Teamkollegen extra motiviert, oder konntest du das ausblenden?
- Ja klar, da ist man nochmal motivierter. Vor allem sind es nicht nur die Ex-Kollegen, sondern auch noch die Adler Mannheim. Wenn man gegen Mannheim, München oder auch uns spielt, da weiß man, dass man nochmal ein paar Prozent mehr geben muss. Diese Teams will man unbedingt schlagen. Für mich war die Motivation dann halt doppelt hoch und ich hatte Glück, dass der Puck direkt reingegangen ist.
Würdest du sagen, du bist schon wieder bei 100 % oder dürfen wir sogar noch mehr erwarten in den kommenden Wochen?
- Nein, ich denke nicht, dass ich schon wieder bei 100 % bin. Wenn man so lange raus ist, braucht man schon ein bisschen länger, um wieder in Topform zu kommen. So eine grobe Faustregel besagt, dass man die gleiche Zeit braucht, die man verletzt war, bis man wieder voll und ganz da ist. Wir haben viele Spiele in kurzer Zeit und die Playoffs stehen bevor. Da bin ich mir sicher, dass ich in den nächsten Spielen nochmal einen großen Sprung nach vorne machen werde.
Du sagst es, die Playoffs stehen an. Die Hauptrunde ist fast beendet. Die Tabelle sieht nicht so aus, wie es zu Anfang der Saison erwartet wurde. Welches Team hat dich am meisten überrascht?
- Mich hat Schwenningen überrascht. Ich habe nicht erwartet, dass sich die Wild Wings so lange so weit oben halten können. Man sieht bei ihnen deutlich Steve Walkers Handschrift. Er war lange Assistenztrainer von Don Jackson und hat auch als Spieler unter anderem hier in Berlin viel Erfahrung gesammelt. Bremerhaven hätte ich auch nicht so weit oben eingeordnet. Sie haben viele starke Importspieler und davon einige, die schon über einen sehr langen Zeitraum in Bremerhaven spielen. Auch Thomas Popiesch hat einen entscheidenden Einfluss auf ihren Erfolg. Es zeichnet ihn absolut aus, dass er, mit den vorhandenen Möglichkeiten, seit so vielen Jahren konstant eine so gute Leistung mit seiner Mannschaft erbringt.
Du hattest leider genug Zeit, um mehrere Spiele von außen zu beobachten. Was ist dein Fazit zu unserer Saison bisher?
- Sehr gut. Ich denke, dass wir läuferisch die stärkste Mannschaft der Liga sind. Das spielt uns in die Karten. Auch spielerisch sind wir extrem stark. Hinzu kommt, dass es neben dem Eis sehr gut harmoniert. Ich glaube, ich war noch nie in einer Mannschaft, die auch neben dem Eis so gut zusammenpasst. Wenn es gut läuft, ist die Laune natürlich eh schon mal besser. Aber es wurden gute Entscheidungen getroffen und die Zusammensetzung des Teams stimmt einfach.
Wen siehst du im Hinblick auf die Playoffs als größte Konkurrenz?
- Grundsätzlich ist erstmal jeder gefährlich. Bis auf ein paar Spiele waren wir bisher der Tabellenführer, sodass alle besonders motiviert sind, uns zu schlagen. Als Rekordmeister ist man natürlich der Favorit, sodass keiner Mannschaft ein Vorwurf gemacht wird, wenn sie gegen uns verlieren. So können sie halt auch ins Spiel gehen. Sie haben da nichts zu verlieren. Jede Mannschaft wird 100 % geben.
Die heiße Phase beginnt erst noch, wie wichtig ist da die kurze Länderspielpause?
- Es ist immer gut, wenn man in einer langen Saison zwischendurch ein paar Tage Pause hat. Der Körper kann sich dann erholen und der Kopf kann abschalten. Kleinere Verletzungen können in der Zeit auskuriert werden. Das ist schon wichtig.
Während du und die meisten deiner Kollegen frei hatten, waren Eric Mik, Jonas Stettmer und Korbinian Geibel mit einem Perspektivteam der Nationalmannschaft in der Slowakei. Würdest du sagen, dass sie das verdient haben?
- Ja, auf jeden Fall. Eric spielt ja schon länger in der DEL, da ist es absolut klar, dass er da auch zur Nationalmannschaft sollte. Korbi und Jonas haben in dieser Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht, sie haben sich gut entwickelt. Sie sind alle drei sehr stark.
Wie wichtig sind in deinen Augen diese Maßnahmen des DEB?
- Es ist immer gut, wenn viele Länderspiele gemacht werden. Hätte man solche Maßnahmen nicht, hätten ziemlich viele Spieler nach der U20-Auswahl nicht mehr die Möglichkeit, für die Nationalmannschaft zu spielen. Dementsprechend ist es positiv, dass man immer wieder die Möglichkeit bekommt, sich zu zeigen. Es ist auch gut, dass man international vergleichen kann, wie andere Spieler im gleichen Alter spielen.
Zu guter Letzt. Die Pause ist rum, alle sind wieder da. Jetzt wird sich auf die Playoffs vorbereitet. Was wird sich in den Playoffs ändern im Gegensatz zur Hauptrunde?
- Man gibt ja schon in der Hauptrunde alles. Aber in den Playoffs wird es nochmal intensiver. In der Hauptrunde werden noch mehr Aktionen als Foul gepfiffen als in den Playoffs. Jeder weiß, dass die Saison zu Ende ist, wenn man vier Mal verloren hat. Da ist dann nochmal mehr Druck hinter. Da gibt jeder einzelne noch mehr Gas.
Lean, vielen Dank für deine Zeit und vor allem alles Gute für die restliche Saison.