'Hoffentlich können wir Berlin für eine lang Zeit unser zu Hause nennen'
Knapp die Hälfte der Hauptrunde 2021/22 ist absolviert. Dies haben wir zum Anlass genommen, einmal mit Stürmer Kevin Clark über seine bisherige Zeit bei den Eisbären und in der neuen Heimat Berlin zu unterhalten.
Du bist jetzt seit knapp 4,5 Monaten in Berlin. Wie gefällt es dir?
Berlin ist eine tolle Stadt, es gibt immer etwas zu unternehmen. Man kann so viele verschiedene Ecken entdecken. Und wenn man einmal aus der Stadt raus möchte, gibt es unzählige Möglichkeiten mit dem Flugzeug.
Wie gefällt es deiner Familie in Berlin?
Ihnen gefällt es sehr gut. Es ist definitiv ein Unterschied zur Schweiz, in der wir zuletzt gelebt haben. Aber ein positiver Unterschied. In Berlin kann dir nicht langweilig werden, es gibt immer etwas zu unternehmen. Hoffentlich können wir Berlin für eine lang Zeit unser zu Hause nennen.
Konntet ihr die Stadt schon erkunden, zum Beispiel die typischen Sightseeing Spots?
Ich ehrlich gesagt noch nicht wirklich. Meine Frau war mit ihrer Mutter bereits in der Stadt unterwegs und hat sich einiges angeschaut. Für mich gibt es noch viel in Berlin zu entdecken. Durch den straffen Spielplan bin ich noch nicht dazu gekommen, mir viel anzuschauen. Spätestens in der Olympia-Pause habe ich dann hoffentlich Zeit dafür. Ich möchte unbedingt noch mehr von der Stadt sehen und etwas über ihre Geschichte lernen.
Habt ihr bereits einen Lieblingsplatz in der Stadt?
Wir lieben es, neue Gerichte auszuprobieren. Abends kochen wir immer zu Hause. Wir gehen mittags aber gerne auswärts essen. Es gibt einige Restaurants, in die wir gerne gehen. Vor allem rund um den Boxhagener Platz sind einige Läden, in die wir schon öfter gegangen sind.
Mit wem aus der Mannschaft kommst du besonders gut aus?
Ich verstehe mich mit allen Jungs gut. Auf Auswärtsfahrten bin ich immer mit Morgan Ellis zusammen im Zimmer. Wir Spieler mit Kindern verbringen viel Zeit zusammen. Wir treffen uns öfters mit den Familien von Nicholas Jensen, Yannick Veilleux und Morgan Ellis. Wir haben alle Kinder im gleichen Alter. Grundsätzlich ist es so, dass wir Importspieler viel miteinander machen. Ich hänge aber auch gerne mit den deutschen Jungs ab.
Sprichst du ein paar Worte deutsch?
Ich komme zurecht (er lacht). Mein Deutsch ist in Ordnung, es könnte aber besser sein.
Lass uns jetzt über Eishockey sprechen. Du kanntest die DEL bereits aus deiner Zeit in Krefeld und Hamburg. Hat sie sich in der Zeit, in der du in anderen europäischen Top-Ligen gespielt hast, weiterentwickelt?
Die DEL ist eine starke und ausgeglichene Liga. Sie wurde in den Jahren, in denen ich nicht hier war, noch einmal besser. Das Spiel in der DEL wurde in diesen Jahren schneller und die Qualität aller Spieler und Vereine hat sich noch einmal verbessert. Das sieht man aktuell auch daran, wie eng es in der Tabelle zugeht.
Wie würdest du die DEL mit den Ligen in der Schweiz und Schweden vergleichen, in denen du auch länger gespielt hast?
Die Ligen sind schwer zu vergleichen. Die Spielstyle sind unterschiedlich. Die Spiele in der DEL sind aber körperbetonter als in der Schweiz, in der ich zuletzt gespielt habe. Ich denke aber, dass die Top-Vereine aller Ligen auf einem vergleichbaren Niveau spielen. Das sieht man gerade auch an der Champions Hockey League, die ich für einen guten Gradmesser halte. Mit München, Rögle, Frölunda und Tampere stehen jetzt Mannschaften aus drei verschiedenen Ländern im Halbfinale.
Du warst eine Zeit lang verletzt und musstest pausieren. Wie geht es dir jetzt wieder?
Es ist immer hart, so lange auszufallen. Ich hatte während meiner Karriere zum Glück noch keine vergleichbare Verletzung. Da waren die vier Wochen, die ich nicht spielen könnte, mental schwer zu verarbeiten. Ich fühle mich gut, es ist aber immer ein Prozess, wieder auf 100 % zu kommen. Mit meinem Spiel bin ich bisher nicht vollkommen zufrieden. Mein Beitrag kann durchaus noch höher sein. Ich bin grundsätzlich nie mit mir komplett zufrieden. Ich möchte mich jeden Tag verbessern. So, wie die erste Hälfte der Hauptrunde gelaufen ist, spornt es mich noch mehr an, mich jeden Tag zu verbessern. Ich möchte dem Team helfen, erfolgreich zu sein.
Wir haben knapp die Hälfte der Hauptrunde gespielt. Obwohl wir gerade Tabellenführer sind, war es für uns bisher eine wechselhafte Saison. Wie würdest du die bisherige Spielzeit generell bewerten?
Wir befinden uns aktuell natürlich in einer guten Position. Hätte uns das jemand vor Saisonbeginn gesagt, wären wir natürlich einverstanden gewesen. Es gibt jedoch noch einiges zu verbessern. Wir spielen noch nicht beständig genug. Wir haben definitiv ein paar Punkte unnötig liegengelassen, die wir uns in der zweiten Phase der Hauptrunde wiederholen wollen. Vor allem zu Hause müssen wir erfolgreicher sein. Aber da kommen wir wieder zu dem Punkt, wie stark und ausgeglichen die Liga ist. Wir haben gegen Mannschaften verloren, die in der Tabelle deutlich schlechter platziert sind als wir. Wir dürfen solche Partien nicht auf die leichte Schulter nehmen. Vor allem die Spiele gegen München, Mannheim, Wolfsburg, Köln und Ingolstadt waren sehr körperbetont und hatten schon etwas von Playoff-Hockey. Das soll aber nicht bedeuten, dass die restlichen Spiele einfach waren.
Was müssen wir noch verbessern?
Wir haben eine starke Mannschaft und finden immer besser zusammen. Wir verstehen es immer besser, unser Spiel einfach zu halten. Wir müssen uns aber immer vor Augen halten, dass wir zuerst an die Verteidigung denken müssen. Wenn die Special Teams funktionieren, ist die Chance groß, dass du als Sieger vom Eis gehst. Aus jeder Niederlage müssen wir lernen. Haben wir die richtigen Entscheidungen getroffen? Waren wir diszipliniert, oder haben wir unnötige Strafen genommen? Wie waren unser Puckmanagement und die Turnover? Wir müssen uns immer hinterfragen.
Du stehst aktuell bei 7 Toren und 6 Vorlagen. Bist du mit diesen Werten zufrieden?
Nein, bin ich nicht. Natürlich setzt man sich selbst Ziele. Man darf aber nicht nur auf die nackten Zahlen schauen. Ich glaube, dass meine Spielweise auch meinen Mannschaftskollegen hilft. Ich spiele mit viel Energie und immer an einer Grenze. Wenn ich diese kleinen Dinge mache werden auch weitere Treffer kommen. Wir haben eine unglaubliche Tiefe im Kader und viele Spieler, die Tore erzielen. Am Ende der Saison stehe ich dann hoffentlich bei 20 Treffern. Aber am Ende des Tages zählt der Teamerfolg. Ich will ins Finale einziehen und unseren Meistertitel verteidigen. Vielleicht sorge ich ja dann für die wichtigen Tore (Kevin schmunzelt).
Du hast eine spezielle Routine vor dem Spiel. Du bereitest dich immer mit einem besonderen Gerät auf die Partien vor. Was für ein Gerät ist das genau?
Es ist ein Gerät, das dein Nervensystem mit elektrischen Impulsen anregt. Ich glaube Danny Richmond hat so ein Gerät damals bei den Eisbären auch schon benutzt. Ich nutze das System jetzt seit drei Jahren während des Warm Ups zur Aktivierung. Für die Erholung kann man es aber auch einsetzen.
Weihnachten und Neujahr stehen vor der Tür. Wie verbringst du die Feiertage?
Wir halten es dieses Jahr ruhig, von unseren Familien kommt dieses Jahr niemand zu Besuch. Meine Tochter versteht langsam, worum es an Weihnachten geht. Das macht Spaß. Durch unsere Spiele bleibt ansonsten nicht viel Zeit übrig. Zu viel essen sollte man besser auch nicht (er lacht). Über Silvester habe ich mir ehrlich gesagt noch keine großen Gedanken gemacht. Mit meiner Frau habe ich auch noch nicht gesprochen. Wir werden aber nichts Verrücktes machen. Ich bin sowieso kein großer Silvester-Fan. Ich weiß aber, dass Silvester in Deutschland immer groß gefeiert und viel Feuerwerk abgefeuert wird. Das ist eine coole Tradition, die wir damals auch ausgeübt haben. Mal schauen, wie es während Corona sein wird.