Kurzentschlossen nach Hollywood – Ein Reisetagebuch IV
Da sind wir also schon wieder zu Hause. Ohne Jetlag, das behaupte ich mal hier jetzt so kühn, aber mit nem verlorenen halben Tag. Es ist schon komisch, wenn man am Mittwochmittag noch ein Podcast-Interview mit Jonas und Kai führt, danach eigentlich nur noch ins Flugzeug steigt und beim nächsten Mal am Donnerstagabend auf den Kalender schaut.
Uns fehlen an dieser Stelle noch anderthalb Tage, die es gilt jetzt in ein paar Zeilen Revue passieren zu lassen. Dabei passierte in denen noch mal so viel, richtig möglich ist das nicht. Am Dienstagvormittag fuhren wir zum ersten Mal in die Innenstadt von LA. Unser Ziel war das Staples Center und der Entertainment District LA Live drumherum. Und, wie es der Zufall wollte, war dort auf dem Hauptplatz schon eine Bühne aufgebaut und eine anwachsende, gut gelaunte und dementsprechend laute Menschenmenge erwartete die Präsentation der US-Amerikanischen Fußball-Weltmeisterinnen. Für uns stand aber vorher eine Tour durch die AEG-Gebäude an. Der ganze District war ja eine Idee unserer Chefs und nachdem man sie vor Baubeginn für verrückt erklärt hatte, muss man zugeben, dass es dort durchaus funktioniert. Das Staples Center ist ein mächtiger Brocken und vor allem die kleine, aber sehr gemütliche Kings-Kabine und das Branding der Arena an vielen verschiedenen Stellen mit den vier Hometeams, Lakers, Clippers (beide NBA), Sparks (WNBA) und den Kings hat mich gefreut. Schön auch, dass dort die Banner unterm Dach bei jeder einzelnen Veranstaltung hängenbleiben. Viel mehr noch gefiel mir aber das Microsoft Theatre (Formerly known as Nokia Theatre). Das zeigt deutlich, wie gut große Concert Venues sein können, wenn sie nur vernünftig gebaut werden. Trotz 8000 Plätzen wirkte es irgendwie intim, da es nur nach oben und nicht nach hinten gebaut wurde. Dort finden am Wochenende die ESPN Awards statt und es wurde kräftig aufgebaut. Der Empfang der Weltmeisterinnen war vor rund 5000 frenetischen Fans zwar stimmungsvoll, aber nicht unbedingt spektakulär. Nach ein paar Impressionen davon gingen wir in den LA Kings Teamstore und shoppten ein paar Mitbringsel für Zuhause.
Zum Mittag gab uns Kollege Ryan Miller, nein, nicht der Goalie, unser Ticketing-Berater, der jetzt wieder in Kalifornien stationiert ist, einen tollen Tipp. Mitten in der Einöde von El Segundo (klingt nach Wüste, ist aber eher eine etwas unbelebtere Gegend mit gemeint), fanden wir die Havana Sandwich Company. Ihr Original Cuban Sandwich lässt mich noch heute ins Schwärmen geraten.
Nach einer weiteren Stippvisite im Toyota Sports Center konnten wir dann Jonas und Kai davon überzeugen, auch mit zum Baseball-Spiel zu kommen. Wir fuhren zwar etwas zu spät los, brauchten fast ne Stunde für einen Weg von 20 Minuten bis zum Dodger-Stadium, erreichten aber das Spiel fast pünktlich mit Ende des ersten Innings. Schon die ersten Eindrücke bestätigten alles, was wir vom Baseball vorher gehört hatten. Mit uns kamen noch sehr sehr viele andere Leute erst nach Spielbeginn. Gleich hinterm Einlass-Drehkreuz war ein großer Spielplatz und obwohl das Spiel ja schon zu einem Neuntel vorbei war und die Pause nur ganz kurz, waren die Schlangen an den Versorgungsständen enorm. Trotzdem war der Besuch in dieser riesigen, 55.000 Zuschauer fassenden Schüssel ein Erlebnis. Wir saßen sehr nah am Spielfeld und konnten alles gut beobachten. Beim fünften von sechs Heimspielen innerhalb von sechs Tagen waren offiziell 46.000 Zuschauer anwesend. Leider sank die Stimmung von Inning zu Inning, denn die Dodgers spielten eher zurückhaltend nach einer großen erfolgreichen Aufholjagd am Tag zuvor. Einen Höhepunkt erlebten wir dann immerhin, es gab einen Two-Run-Homerun. Das blieben die einzigen zwei Punkte und LA unterlag den Phillies 2:6. Baseball, kann man mal machen, das Spiel eignet sich aber vor allem dazu, es im TV zu schauen und nebenbei ein Buch zu lesen. Ist dann bei Bierpreisen ab 12 Dollar auch die kostengünstigere Alternative. Anscheinend waren auch sehr viele Leute im Stadion, die nicht so oft hingehen, anders sind die vielen Fotos, die noch nach dem Spiel an diversen Stellen geschossen wurden und die langen Schlangen im Merch-Store nicht zu erklären.
Am Mittwoch stand dann eher weniger auf dem Programm, wir mussten ja den Flieger bekommen. Also wurde noch kurzerhand ein Gespräch mit den Trainern der Kings im Sports Centre angesetzt. Danach ging’s schon Richtung Flughafen. Einen Touripunkt holten wir uns aber noch: Randys Donut. Die Donuts waren total günstig, es gab ne Schlange dort, aber irgendwie hatte keiner von uns Lust, dort etwas zu essen. So ging’s zum Flughafen. Wir haben in knapp 5 Tagen fast alle Sehenswürdigkeiten abgearbeitet. Eine Niederlage musste Cem als Tourguide aber doch einstecken. Wir schafften es nicht zur Playboy Mansion. Irgendwie fühlte sich die Reise für mindestens ein Mitglied unserer Gruppe nicht komplett an.
Was bleibt also übrig von meinem ersten Besuch in den US und A? Viele Vorurteile sind alt und man versucht, etwas dagegen zu unternehmen. An vielen Stellen bieten sich beispielsweise Möglichkeiten zum Recycling, es gibt Carpool-Spuren auf Autobahnen, geraucht wird (fast) nirgends und die Restaurants weisen überall die Kalorienzahl aus, um die Leute daran zu erinnern, auf ihr Gewicht zu achten. Der Glanz ist nicht hoch. Vielmehr sieht alles eher alt und sympathisch als hochpoliert aus. Und die Menschen, die wir getroffen haben, sind alle sehr entspannt und cool. Vor allem, gehen alle sehr normal miteinander um, egal, wie sie aussehen oder wo sie herkommen, was für Englisch sie sprechen oder was sie gerade kaufen wollen. Schön war’s, ich komme wieder!
Schnipsel des Tages
Leider habe ich das hier in der Pause zwischen sechstem und siebten Inning verpasst, als ich Jonas und Kai zum Taxi brachte. Auch die Dodgers haben so etwas wie eine 30. Minute…
Endlich mal wieder eine Reisetagebuch auf www.eisbaeren.de! Verfasst, wie immer, von Daniel Goldstein. Fragen und Kommentare bitte an d.goldstein@eisbaeren.de bzw. natürlich auch gerne auf Twitter oder Facebook.