Meine Schnelligkeit ist meine größte Waffe
Shūhei Kuji heißt der erste Japaner, der sich einen Vertrag bei den Eisbären erkämpfen möchte. Der 171 cm große Japaner fällt schon allein dadurch auf, dass er der kleinste Spieler im Eisbären-Dress ist. Er hat gelernt seine Größe als Vorteil für sich selbst zu benutzen: „Immer, wenn ich große Gegenspieler vor mir habe, kann ich meine Wendigkeit gezielt einsetzen und ihnen davonlaufen – die können mich normalerweise nicht halten“.
Der Kleinste wird von seinem neuen Trainer Uwe Krupp liebevoll als „Rockstar“ bezeichnet. „Shūhei macht auf mich einen guten Eindruck. Man sieht es im Training, dass er so langsam seine Rolle auf dem Eis findet – er wird immer besser. Er ist gefährlich vorm Tor. Wenn er nur noch den Torwart vor sich hat, lässt er ihm kaum eine Chance. Er weiß wo er hin muss, um erfolgreich zu sein. Man muss natürlich immer noch abwarten, wie und ob er sich im körperlichen Spiel hier in Deutschland durchsetzen und behaupten kann. Er ist wendig und schnell, er muss das zu seinem Vorteil umsetzen, aber dafür sind die Vorbereitungsspiele ja da“.
Der in Tomakomai geborene Kuji befindet sich seit fast zwei Wochen im Probetraining bei den Berlinern. Er nutzt jede Gelegenheit, um seine neuen Mitspieler und seinen Trainer von sich selbst zu überzeugen. Auf dem Eis fällt die Sprachbarriere nicht dramatisch auf, aber auch hierfür lernt er tagtäglich weiterhin Englisch. „Alle sind sehr nett zu mir, aber noch kann ich mich leider nicht wirklich auf Englisch verständigen. Deswegen kommen bisher keine richtigen Gespräche zustande. Ich lerne aber jeden Tag Englisch, denn ich möchte mich sobald wie möglich mit meinen Mitspielern unterhalten“. Am Wochenende konnte er ein bisschen durch Berlins Straßen schlenderrn und ist bis zu einem nahe gelegenen See gekommen. „Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich mich noch nicht bewegt, aber das wird die nächste Herausforderung für mich sein“.
Neben dem Eishockeysport hat er als Jugendlicher auch sehr viel Baseball gespielt. Er hat sich immer mehr auf das Eishockey konzentriert – doch die große Liebe zum Baseball ist geblieben. „Baseball ist meine zweitliebste Sportart. In der Amerikanischen Major League mag ich die Boston Red Sox, weil dort der Japaner Kōji Uehara spielt. In Japan unterstütze ich die Hokkaidō Nippon Ham Fighters aus Sapporo“.
Uwe Krupp erkennt, dass das Eininden von Kuji in der Mannschaft für alle Beteiligten ein großer Schritt ist. „Die Jungs machen einen guten Job ihn einzubinden, wenn sie irgendwohin gehen und ihre Freizeit verbringen. Da gehört er dazu, das ist auch wichtig für ihn, damit er sich wohl fühlt. Aber es ist für alle Beteiligten natürlich ein großer Schritt. Nach den Informationen, die wir haben, wird mit den Jungs in Japan viel gearbeitet. Die Rahmenbedingungen dort sind ganz andere. Die Spieler kochen nicht selbst und kriegen Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Das muss er hier natürlich teilweise alleine machen. Das ist eine große Herausforderung für ihn, soweit weg von seinem Zuhause. Das ist keine einfache Sache, das sollte man nicht unterschätzen“. Der Trainer ist durchaus zufrieden mit den Fortschritten des Japaners. „Ich würde sagen, dass Shūhei sich im Moment auf dem Eis am Wohlsten fühlt. Da ist am Wenigsten neu und es ist am Einfachsten für ihn. Er macht auf mich den Eindruck, als wenn er ziemlich gelassen an die Sache heran geht und sich darum kümmert, dass er sich selbst bald viel wohler fühlt“. Ken Frege