Nino Kinder: Den Bruder überholt!
„Ich habe schon mit drei Jahren mit dem Eishockey angefangen“, erzählt Eisbären-Rückkehrer Nino Kinder. Der Ende März von Winnipeg nach Berlin zurückgekehrte Eisbären-Stürmer hatte Glück so früh beginnen und damit beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere schaffen zu können. „Mein Bruder hat auch Eishockey gespielt und da durfte ich dann mit, deshalb hab ich so früh begonnen“, erzählt der 19-Jährige.
Nur zweieinhalb Jahre ist Bruder Gino älter als Nino. Die beiden Rudower begannen ihre Karrieren beim ECC Preussen. Im Dress der Charlottenburger liefen sie nicht nur einmal gemeinsam auf. Kurz vor Ninos Wechsel nach Hohenschönhausen, in der Saison 2013/14, bildeten sie gemeinsam mit z.B. Eric Mik und Taro Jentzsch (kommende Saison in Iserlohn) eine starke Schülerbundesliga-Mannschaft. Schon damals überholte der kleine Kinder den großen in der Topscorertabelle, wenn auch nur knapp. Nino verzeichnete 26 Tore und 18 Vorlagen, Gino schoss genau ein Tor weniger.
2015 wechselte die heutige #8 der Eisbären Berlin dann zu den Eisbären Juniors in Schüler-Bundesligateam von Andreas Gensel. Ein Jahr später durfte er bereits erste Erfahrungen in der DNL-Mannschaft sammeln und spielte erstmals fürs Nachwuchsnationalteam. Mit seinem DEL-Debüt am Ende der Saison 2018/19 hatte er dann seinen Bruder endgültig überholt. Wir schrieben den 18. Januar 2019 als Nino Kinder erstmals in einer ausverkauften Mercedes-Benz Arena auflief. Über das Spiel verlieren wir an dieser Stelle kein Wort. Nur so viel, es war der Tiefpunkt einer sehr schweren Eisbären-Saison. Nino allerdings wird diese Partie in guter Erinnerung behalten, beinahe hätte er den Ehrentreffer gegen die Adler Mannheim markiert. Es folgten vier weitere Partien bei den Profis.
Im August 2019 ging Nino dann nach Winnipeg in die Western Hockey League (WHL). Beim Junior-Team der Ice bestritt er in der vergangenen Spielzeit 49 Spiele. Es dauerte ein, zwei Spiele, ehe er sich ans Eishockey auf der kleineren Eisfläche gewöhnt hatte. Dann aber ging es so richtig los. Die Ketchup-Flasche platzte mit einem Hattrick. Acht weitere Treffer folgten, dazu noch zehn Vorlagen. Zudem konnte der Zeit-Manitobaer seinen Beitrag zum Klassenerhalt der deutschen U20-Nationalmannschaft bei der Junioren-WM in Tschechien leisten. Er spielte sieben Partien, verzeichnete ein Tor und eine Vorlage.
„In Winnipeg habe ich mich sehr wohl gefühlt und viel gelernt“, erzählt Nino. „Ich habe bei einer Gastfamilie gewohnt, die sich sehr gut um mich gekümmert hat. Außerdem war ja Leon (Gawanke) auch noch in der Stadt. Mit ihm habe ich viel unternommen, wenn wir mal beide gleichzeitig Freizeit hatten.“
Seine Gastfamilie kannte sich damit aus, wie man Eishockeyspieler aufzieht. Ihr Sohn, Nigel Daws, bestritt in seiner Karriere über 200 NHL-Spiele für New York Rangers, Phoenix Coyotes, Calgary Flames, Atlanta Thrashers und Montréal Canadiens. Inzwischen ist er in der KHL bei Avtomobilist Yekaterinburg angekommen. Leider hat Nino ihn nie getroffen. Er blieb damit also sowas wie sein imaginärer großer kanadischer Bruder. Immerhin hatte aber der jetzt 35-jährige Nigel Daws seine Juniorenhockey Karriere auch bei den Ice, damals noch in Kootenay, begonnen.
Wenn Nino mal nicht trainierte (er wurde zum Training immer von einem Teamkollegen mit dem Auto abgeholt) oder nachmittags mit kleineren Kindern aus Winnipeg auf dem Eis war, traf er sich gerne mit Leon Gawanke, dem anderen Berliner in Manitoba (Verteidiger für die Manitoba Moose/AHL). Dann gingen sie essen oder schauten viel Livesport ob nun Eishockey oder auch Basketball. Die geringen Temperaturen in „Winterpeg“ (teilweise bis -40 Grad Celsius) machten beiden wenig aus. So zumindest berichtet es der selbstbewusste Kinder.
Zurück in Berlin war Nino natürlich einerseits froh, seine Rudower Kumpels wiederzutreffen. Andererseits freute er sich auch, die ganze Eishockey-Bagage mal wiederzusehen und die konnten über seine Erfahrungen in Kanada ausquetschen. Natürlich war da auch sein Bruder Gino dabei. Der spielt inzwischen bei den Berlin Blues in der Regionalliga und legt sein Augenmerk nicht mehr ganz so auf Eishockey. Es sei denn, er beobachtet Nino bei einem seiner Spiele.
„Ich will jetzt hart arbeiten, um mir dann, wenn es losgeht einen Platz im DEL-Team zu erkämpfen“, sagt Nino Kinder jedem, der es hören will derzeit als erstes. Hartnäckig verfolgt er dieses Ziel. Inzwischen dann eher auf den Spuren seines Gastfamilien-Bruders als auf denen von demjenigen, der ihn mehr oder weniger zum Eishockey gebracht hat.
Zum 2. Teil des Eisbären-InstagramLive-Fantalk mit Nino Kinder: https://bit.ly/ebb_InstaLive_Fantalk_Kinder