Wo warst du, als Jonas Müller im Olympia-Finale traf?

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22.02.2019

Wo warst du, als Jonas Müller im Olympia-Finale traf? (1)

Der 25. Februar 2018 war ein denkwürdiger Tag für das Eishockey in unserer Republik. Das Team vom Deutschen Eishockey Bund (DEB) hatte es bis ins Olympiafinale geschafft und traf dort auf die olympischen Athleten aus Russland. Über 8000 Kilometer von Berlin entfernt, im südkoreanischen Pyeongchang, ging es hart zur Sache. In der 57. Minute kam dann der Auftritt von Eisbären-Verteidiger Jonas Müller aus Berlin-Karlshorst. Wir wollen mit einer kleinen Artikelserie auf den womöglich größten Tag im deutschen Eishockey zurückblicken.

 

Eine Achterbahnfahrt zwischen Tiefschlaf und Vorlesung

Von Paul Heiber

 

5:00 Uhr morgens. Der Wecker klingelt. Die Augen sind schwer, die Motivation noch im Tiefschlaf. Eigentlich keine ungewöhnliche Situation im Uni-Leben. Einige Augenblicke später realisiere ich, dass es doch ein wenig früh für die erste Vorlesung ist. Binnen Sekunden sind Müdigkeit und Trägheit verflogen und durch Freude und Aufregung ersetzt. Es ist endlich soweit! Ich schnappe mir meine Bettdecke, stürme die Treppen runter und richte mich im Wohnzimmer auf dem Sofa ein. Die ersten Sekunden, in denen ich auf den Fernseher blicke, brennen die Augen noch ein wenig. Ich hatte wohl geträumt. Ich reibe mir die Augen und stelle fest, das passiert gerade wirklich: die deutsche Nationalmannschaft spielt in wenigen Minuten um Olympia-Gold gegen die Olympischen Athleten aus Russland, wenn wir das korrekt betiteln möchten. Und ich? Mittendrin statt nur dabei – leider nur bei Eurosport auf der Couch. 

 

Meine ziemlich niedrige Erwartungshaltung ist bereits nach einem gespielten Drittel deutlich übertroffen. Deutschland liegt mit nur einem Treffer zurück – und spielt gut mit. Für den Mittelabschnitt rüste ich mich dann mit einer Schüssel Cornflakes, Popcorn wäre wohl besser gewesen. Das Mitteldrittel ist vorbei, die Sonne geht so langsam auf und auf der Anzeige steht tatsächlich das Ergebnis 1:1. Der letzte Durchgang geht los. Ich bin noch nicht eingeschlafen, das muss man hierbei auch mal hervorheben. Denn ein Jahrtausendspiel habe ich bereits mal im Land der Träume verbracht. Das legendäre 7:1 der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Brasilien im Halbfinale der Weltmeisterschaft 2014 diente mir nach einem harten Auswärtsspiel lediglich noch als Einschlafhilfe. Das sollte mir nicht noch einmal passieren…

 

Aber weiter im Kontext. Deutschland muss den Treffer zum 1:2 hinnehmen, gleicht aber Sekunden später aus. Ich drehe völlig durch. Was ist das für ein Spiel! Und drei Minuten darauf versetzt ein einziger Spieler gesamt Eishockeydeutschland in undefinierbare Euphorie: Jonas Müller. Der Eisbären-Verteidiger schießt kurz vor dem Ende zum 3:2 ein. Ich springe vom Sofa auf, juble lautstark und kann es noch nicht so wirklich fassen. Ein Wunder, dass keiner der Nachbarn sich beschwert hat… Ebenso groß wie die Freude über das Tor von Müller, ist die Ernüchterung über den Ausgleich der Russen 56 Sekunden vor Schluss. Es geht in die Verlängerung. Wer trifft, siegt.  

 

Nach knapp zehn verstrichenen Minuten zappelt das Netz in der Overtime – Schluss, Aus, Ende. Deutschland fliegt mit der Silbermedaille nach Hause. Ich bin in den ersten Minuten nach Spielschluss genauso enttäuscht, wie die Spieler und Funktionäre der deutschen Mannschaft im Gangneung Hockey Centre. Doch einige Momente später, wenn man mal realisiert, was man da eigentlich gerade miterlebt hat, überwiegt der Stolz. Die Fußballnation Deutschland räumt bei den Olympischen Spielen 2018 im Eishockey Silber ab. Im Halbfinale lässt man die Kanadier um Kevin Poulin leer ausgehen und im Finale war man spürbar nah dran an der ganz großen Sensation. Es war ungefähr genauso knapp, wie ich es am nächsten Tag rechtzeitig zur ersten Vorlesung des Tages geschafft habe. Wenn Fußballfreaks energisch über das Eishockey-Finalspiel diskutieren und der errungene Meilenstein es auf die zweite Position der Webseite des kicker Sportmagazins schafft, dann muss man in der Nacht wohl Zeuge eines historischen Ereignisses gewesen sein. 

 

Und um die aufgeworfene Frage kurz und knapp zu beantworten: Auf dem Sofa in einem Stadtteil Fürths.

 

Paul Heiber ist Praktikant in der Öffentlichkeitsarbeitsabteilung der Eisbären Berlin. Bis zu seinem 18. Lebensjahr spielte er Eishockey in Nürnberg, ehe eine Verletzung seine Karriere beendete. Habt Ihr auch eine spannende Geschichte zum Müller-Tor? Dann schreibt sie auf und schickt sie uns per E-Mail (gerne mit Fotos) an info@eisbaeren.de. Wir werden sie in loser Folge veröffentlichen. 

 

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