Schritt für Schritt zum Ziel: Maximilian Franzreb im Fokus-Interview
Der große Traum von der DEL. Eines Tages sein Geld mit Eishockey verdienen. Das ist das große Ziel eines jeden jungen Kufencracks. Für unsere #30 ist dieses Wunschdenken seit einigen Jahren Realität. Wir haben uns mal mit Maximilian "Franzi" Franzreb unterhalten und Euch ein paar brisante Informationen verschafft...
Seit Tag eins
Maximilian Franzreb wurde die Begeisterung für Eishockey in die Wiege gelegt. Sein Vater Markus stand in 227 Partien in der zweiten, dritten sowie vierten deutschen Liga zwischen den Pfosten und übertrug seine Leidenschaft auch auf seinen Sohn.
„Durch meinen Vater bin ich ziemlich früh zum Eishockey gekommen. Ich war mit drei Jahren dann immer mit im Stadion dabei. Streng genommen auch schon einige Zeit früher im Bauch meiner Mutter. Von klein auf habe ich dann auf dem Eis gestanden und mich mit fünf entschieden, Torwart zu werden.“
Wie im Fantalk vom 30. November nach dem Heimspiel gegen Köln, wird Franzi häufig mit der Frage konfrontiert, ob denn nun Berlin seine Perle Hamburg im Städteranking verdrängt habe. Ohne mit der Wimper zu zucken verneint der 22-Jährige aber.
„Hamburg ist und bleibt meine Heimat. Berlin ist aber auch eine sehr schöne Stadt und zu meiner zweiten Heimat geworden."
Ursprünglich kommt Franzi aber aus dem tiefsten Bayern, auch wenn es ihm die Hansestadt so angetan hat, dass er sie als seine Heimat sieht. Die Kurstadt Bad Tölz, unter anderem der Geburtsort von Nationalstürmer Yasin Ehliz und der in Berlin nicht unbekannten Funk-Family, stellt in zahlreichen Altersklassen eine Mannschaft in den höchsten Nachwuchsspielklassen und brachte schon so einige Talente hervor. Jedoch zog es Maxi bereits früh in den hohen Norden.
„Der Umzug war persönlichen Gründen geschuldet und so spielte ich seit der U12 für den Nachwuchs des Hamburger SV. Im Tor der DNL-Mannschaft, den HSV Young Freezers, gab es immer viel zu tun."
Zwischen Lundqvist und Quick
Maximilian Franzreb punktete auf allen Ebenen und machte mit einer Fangquote von über 90 Prozent im Schnitt (in der DNL) auf sich aufmerksam. In der Saison 2014/15 war es dann soweit und Franzreb verbuchte seine ersten beiden Einwechslungen in der Deutschen Eishockey Liga. Die darauffolgende Saison sollte aber noch einen draufsetzen.
„Mein bislang schönster Moment in meiner Eishockeykarriere war mein erstes richtiges Spiel bei den Hamburg Freezers in der Spielzeit 2015/16. Es war einfach unfassbar mit 18 Jahren im Tor der Freezers zu stehen, zu gewinnen und dann sogar noch zu Null zu spielen."
Der damals 18-Jährige überzeugte auf ganzer Linie und wies nach den vier absolvierten DEL-Partien einen Gegentorschnitt von 2,59 bei einer Fangquote von 91 Prozent auf. Das war aber noch nicht alles. Die starken Leistungen blieben nicht unbeachtet und so fuhr Franzreb 2015 mit der deutschen U20-Nationalmannschaft zur B-Weltmeisterschaft nach Wien. Dort sammelte er wertvolle Erfahrungen, die ihn in seinem Werdegang ebenso prägten wie einige Vorbilder, an denen er sich orientierte oder auch heute noch orientiert.
„In den vergangenen zwei, drei Jahren war es Petri Vehanen. Wenn man mit so erfahrenen Torhütern wie Vehanen oder Kevin Poulin zusammenspielt, guckt man sich natürlich so einige Sachen bei ihnen ab. Bei Poulin zum Beispiel wie schnell er manche Bewegungen ausführt und auch wie er im Tor mit seinem Schläger arbeitet. Als kleines Kind hat das immer gewechselt. Mal war es Patrick Roy, dann LA Kings-Goalie Jonathan Quick.“
Wenn wir schon bei den Los Angeles Kings sind. Maximilian Franzreb war einer der 33 Teilnehmer des Eisbären Development Camps 2018 in Kooperation mit den Los Angeles Kings. Neben den bereits bekannten Development Coaches der Kings, Mike O’Connell, Nelson Emerson, Mike Donnelly und Glen Murray war auch erstmals der Torwarttrainer der Kalifornier, Bill Ranford, beim Trainingscamp im Wellblechpalast dabei. Der ehemalige Goalie und Onkel unserer #10 Brendan Ranford bestritt selbst 647 NHL-Spiele (Boston Bruins, Edmonton Oilers, Washington Capitals, Tampa Bay Lightning, Detroit Red Wings). Er gewann 1988 und 1990 den Stanley-Cup mit Edmonton und 1994 die Weltmeisterschaft mit Team Canada. Unter den Augen des erfahrenen Ranford wusste Franzreb scheinbar zu überzeugen und erhielt daraufhin die Einladung zum Development der Kings in Los Angeles. Dort konnte der 22-Jährige eine Menge an Eindrücken sammeln, sich mit den Stars von morgen messen und sich persönlich wie spielerisch weiterentwickeln.
Jeder Torhüter hat einen anderen Spielstil. Diesen eignet man sich ziemlich früh an und behält ihn in der Regel bei. Wenn man sich die Extrembeispiele heranzieht, kann man zwischen Henrik Lundqvist und Jonathan Quick unterscheiden. Der King of New York (Lundqvist) fühlt sich an der Torlinie wohl, wohingegen Quick auf ein sehr aggressives Spiel setzt und eine gewisse Distanz zur Linie konstant hält. Maximilian Franzreb ordnet sich in dem breiten Spektrum wie folgt ein.
„Ich bin, ebenso wie Kevin Poulin, ein Torhüter, der viel den Puck spielt. Ich mache eher selten spektakuläre Saves und verlasse mich mehr auf mein Stellungsspiel. Ein rundum ziemlich solider Spielstil."
Klare Ziele und ein großes Fragezeichen
Apropos Kevin Poulin. Der nach Saisonstart verpflichtete Kanadier schlug prompt bei den Eisbären ein und übernahm das Amt von Franzreb, der nach der Verletzung von Marvin Cüpper überraschend als Nummer eins in die Saison gestartet war. In naher Zukunft will sich unsere #30 aber zwischen den Pfosten der Eisbären etabliert haben.
„In fünf Jahren sehe ich mich als Nummer eins im Tor der Eisbären. (lacht) Ja, irgendein Ziel muss man sich ja setzen.“
So zielstrebig und genau er seine Eishockeyzukunft bereits vor Augen hat, ist die Zeit danach noch ein großes Fragezeichen. Der volle Fokus liegt auf dem Sport.
„Ab und zu habe ich mir mal Gedanken darübergemacht, aber noch nichts konkret geplant. Irgendwas, was ich mit dem Eishockey verbinden kann. Physiotherapie oder ein Sportmanagement-Sportstudium würden mir da spontan einfallen.“
Und das Szenario, dass es mit der Profikarriere nicht klappt, hätte Franzi unvorbereitet getroffen.
„Ehrlich gesagt hatte ich keinen Plan B. Für mich war bereits als kleines Kind klar, dass ich Eishockeyprofi werden will. Ich habe mir nie Gedanken darübergemacht, was ist, wenn ich es nicht werde.“
Trotz seiner Ambitionen und dem täglich investierten Schweiß ist der 22-Jährige bescheiden und weiß sich einzuordnen.
„Momentan sehe ich Poulin eindeutig als Nummer eins. Dass er so durchstartet, hätte keiner gedacht. Dadurch kriegt man natürlich nicht so oft die Chance, wie man es sich gerne wünscht oder vielleicht verdient hätte. Aber das ist letztlich Trainerentscheidung, das muss man akzeptieren. Aber auch, wenn Marvin wieder da ist. Wenn es mich trifft, nach Weißwasser zu gehen, dann mache ich das. Dort darf ich spielen, was für meine eigene Entwicklung deutlich besser ist, als ein ganzes Jahr auf der Bank zu sitzen. Das bringt keinen weiter.“
Hart aber fair
Durch die Rückkehr von Marvin Cüpper, die immer näher rückt, wird dann auch der Kampf um den Posten hinter Kevin Poulin entfachen. Franzreb sieht immer das Positive in jeder Situation, kämpft hart um seine Chance und ist dabei ein wirklicher Sportsmann.
„Die Konstellation wird für uns alle Vorteile bringen. Wir werden uns im Konkurrenzkampf, wenn man es so nennen möchte, gegenseitig pushen und motivieren. Auch wenn ich nicht spielen darf, gönne ich es natürlich beiden anderen. Es wird wieder eine Zeit kommen, zu der man mehr spielt.“
In der vergangenen Saison stand Franzreb zwar auch bei den Eisbären unter Vertrag, absolvierte aber sämtliche Spiele in Weißwasser. Für die Lausitzer Füchse verbuchte Franzreb in der vergangenen Saison satte 45 Einsätze in der DEL2. Somit stört sich Franzi nicht daran, wenn es für ihn mal wieder nach Weißwasser geht.
„Die Förderlizenz bringt mir enorm viel. Ich kann jederzeit runter und wenn ich da bin, darf ich auch spielen. In Weißwasser empfängt man mich mit offenen Armen. Es ist einfach super für junge Spieler wie Charlie Jahnke, Vincent Hessler, Maximilian Adam oder mich. Jeder darf spielen und bekommt genügend Spielpraxis, um sich persönlich weiterzubringen und den Konkurrenzkampf in Berlin austragen zu können.“
Auf die Frage, welche Ziele er - sportlich gesehen - in dieser Saison noch verfolge, hatte Franzreb auch eine ziemlich genaue Antwort parat.
„Ich hoffe, dass ich in Berlin noch zu dem ein oder anderen DEL-Einsatz komme. Wenn ich zum Ende der Saison zehn bis zwölf Spiele absolviert habe, bin ich sehr zufrieden. Stand jetzt sind es ja schon fünf, was ich zum Anfang dieser Saison niemals gedacht hatte. Auch in Weißwasser erhoffe ich mir natürlich, noch so viele Spiele wie möglich zu bestreiten."
All das ist nicht undenkbar, wenn unsere #30 an die überzeugenden Leistungen wie z.B. nach der Einwechslung im Heimspiel gegen Köln anknüpft und ein solider Rückhalt für die Mannschaft ist. Wir bleiben gespannt, ob sich Maximilian Franzreb in Zukunft mit Torwartgrößen der Eisbären-Vergangenheit wie Rob Zepp oder Petri Vehanen einreiht, seinen eigenen Fünf-Jahres-Plan umsetzt und die zukünftige Nummer eins im Kasten der Eisbären wird.
Paul Heiber