Kai Wissmann im Portrait: Unter dem Radar.

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22.01.2019

Kai Wissmann im Portrait: Unter dem Radar.

Seit einigen Jahren ist er fester Bestandteil des Profikaders der Eisbären Berlin, doch eigentlich noch inmitten seiner sportlichen Entwicklungsphase. Kai Wissmann fliegt trotz seiner konstanten Leistungen etwas unter dem Radar. Typisch für solide Verteidiger. Sie fallen auf den Blick nicht besonders auf, sofern sie keine Torfabrik sind. Man muss genauer hinsehen –  und genau das haben wir getan. 

 

Faktor 41: Von 85.000 zu 3,5 Millionen

Wir schreiben das Jahr 1999. Kai Wissmann betritt im Alter von drei Jahren zum ersten Mal das Eis des DEL-Gründungsmitglieds aus Schwenningen. Bei den Wild Wings durchschritt Wissmann, der seine Karriere wohlgemerkt als Stürmer startete, sämtliche Nachwuchsmannschaften – bis zum Ende der letzten U16-Saison. Vor der Saison 2012/13 entschied sich Wissmann dann für den großen Schritt: den Wechsel aus der 85.000 Einwohner Gemeinde Villingen-Schwenningen in die Hauptstadt zu den Eisbären Juniors Berlin. 

 

„In Berlin wurde mir die Chance geboten, in der DNL, also der höchsten Nachwuchsliga Deutschlands, zu spielen. Diese Chance musste ich einfach ergreifen. Schwenningen spielte zwar im U16-Bereich in der Bundesliga, stellte aber in der U19 keine Mannschaft in der DNL und deswegen entschied ich mich, meine Heimat für den Top-Club Berlin zu verlassen.“

 

Der sportliche Wechsel sollte aber nicht nur seine geografische Position beeinflussen, sondern auch die auf dem Eis. Die Trainer aus der Hauptstadt (Steffen Ziesche und René Bielke) stellten sich die Qualitäten des ambitionierten Jungtalentes auf einer anderen Position besser vor und funktionierten Wissmann zum Verteidiger um. Für den robusten Riesen aber keine Neuheit. 

 

„Ich wurde bereits in der Baden-Württemberg-Auswahl als Verteidiger eingesetzt, deshalb hatte ich da einige Erfahrungen.“ 

 

Zwei Saisons nach seiner Ankunft in der Hauptstadt unterschrieb Wissmann mit 17 Jahren seinen ersten Profivertrag bei den Eisbären. In der Spielzeit 2014/15 kam er allerdings hauptsächlich in der DEL2 zum Zuge. Im Trikot der Dresdner Eislöwen, die bis zum Ende der Saison 2015/16 der Kooperationspartner des Hauptstadtclubs waren, verzeichnete der 1,94 Meter große Rechtsschütze 24 Einsätze und bereitete sogar sieben Treffer vor. Den Torinstinkt aus seinen Zeiten als Stürmer schien Wissmann aber etwas verloren zu haben. 

 

„Wenn man mal anschaut, wie viele Tore ich geschossen habe, ist nicht so ein großer Instinkt wohl da, aber vielleicht kommt der mal wieder...“

 

Schauen wir es uns mal an. Seit 2016/17 ist der nun 22-Jährige fester Bestandteil des Profikaders der Eisbären Berlin – und das nicht nur auf dem Papier. Bislang stehen 158 absolvierte Spiele in der Deutschen Eishockey Liga auf dem Konto von Wissmann. Dort sind ebenfalls zwei Tore und 33 Vorlagen verbucht. Der große Torinstinkt fehlt definitiv noch. Allerdings ließ einer der beiden Treffer Zehntausende hoffen. 26. April 2018, das ultimative Endspiel: Game 7 zwischen den Eisbären Berlin und dem EHC Red Bull München im Olympia-Eisstadion. 13 Minuten vor Schluss verkürzte Wissmann mit einem Schuss von der blauen Linie, der noch vor dem Tor abgefälscht wurde, auf 3:6. 

 

„Wenn man zurückblickt, ist das natürlich verdammt cool, aber zu diesem Zeitpunkt stand das im Hintergrund. Wir wollten daraus Motivation ziehen und nochmal rankommen an München.“

 

Letztlich blieb der Drei-Tore-Rückstand zwar uneinholbar, aber der Treffer bleibt – ebenso wie die errungene Vizemeisterschaft – ein erinnerungswürdiger Moment.

 

In der Verantwortung

Innerhalb des Teams spielt der lange Verteidiger eine entscheidende Rolle und hat einhergehend damit auch eine große Verantwortung. In seinen bislang erst sieben Spielen in der Saison 2018/19 stand Wissmann 117 Minuten (16,7 Minuten pro Spiel) auf dem Eis und war zudem 19 Minuten (2,7 Minuten pro Spiel) in Unterzahl zu Werke. Wenn man den Vergleich zum Eisbären-Dauerbrenner Micki DuPont heranzieht, der in 37 Partien auf 859 Einsatzminuten (23,2 Minuten pro Spiel) sowie 106 im Penaltykilling (2,8 Minuten pro Spiel) kommt, ist nur ein kleiner Unterschied zu erkennen. Besonders auffällig ist die Eiszeit von Wissmann in Unterzahl.

 

„Ich kann mit meinem Schläger gut die Passbahnen abdecken, das Spiel gut lesen und dadurch manche Pässe erahnen.“

 

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Über den Teich

Auf internationaler Bühne stellte Kai Wissmann sein Können in 17 Spielen zur Schau. In den drei gespielten Weltmeisterschaften stand er Größen wie Auston Matthews, Jack Eichel und dem in manchen Kreisen als neuen Wayne Gretzky gehandelten Connor McDavid gegenüber.

 

„Gerade die USA oder auch Kanada hatten 20 Topspieler. Da kann man nicht so einfach sagen, dass McDavid so deutlich herausgestochen ist. Die gesamte Mannschaft war einfach sehr gut.“

 

Aber auch in den eigenen Reihen kurvte ein jetziger NHL-Shootingstar umher. Dominik Kahun hat den äußerst schwierigen, nahezu unmöglichen, Kunstsprung aus der DEL in einen NHL-Kader geschafft und repräsentierte mit Kai 2014/15 Deutschland bei der U20-WM.

Die National Hockey League ist ein hartes Pflaster. Nichts Anderes würde man von der renommiertesten Eishockeyliga der Welt erwarten. Nur die Besten bestehen, alle anderen werden gnadenlos ausgemustert. 

 

„Wenn man sieht, wie Kahun spielt und wieviel Eiszeit er in einer solchen Top-Reihe bekommt, Respekt. Er hat in der DEL und Nationalmannschaft stets überragende Leistungen abgeliefert. Das zeigt einem, dass es möglich ist und man nie aufhören sollte, an seine Chance zu glauben.“

 

Der wunde Punkt

Man braucht kein Experte sein, um zu sagen, dass Kai Wissmann auf dem richtigen Weg war. Zwei mehr oder weniger kurze Pausen blieben ihm aber nicht erspart. Der 22-Jährige absolvierte die ersten sechs Spiele der laufenden Saison an der Seite von Florian Kettemer und verletzte sich dann gegen Straubing am Finger. Nach einer sechswöchigen Regenerationsphase stand am 18. Spieltag das Comeback vor heimischem Publikum an. Das Spiel gegen Krefeld endete für Wissmann aber frühzeitig, weil er sich erneut verletzt hatte – ausgerechnet am selben Finger. Verletzungen sind Alltag im Sport, aber das lässt sich schon als Pech betiteln. 

 

„Sicher waren die Verletzungen alles andere als hilfreich, aber so ist es halt und ich muss das akzeptieren. Ich komme bald zurück. Dann geht’s endlich wieder los, ich gebe mein bestes und kämpfe mich zurück. Für mich sollte erstmal der nächste Schritt sein, den Sprung in die Nationalmannschaft zu schaffen. Und von da an immer weiter. Es ist wichtig, dass ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere.“

 

Wir hoffen natürlich, dass es mit den gesetzten Zielen klappt und das zweite Comeback der Saison ein wesentlich längeres Vergnügen wird.

 

Paul Heiber

 

 

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