„Wir sind hungrig auf Siege“

Mit Ben Finkelstein wechselte im Sommer einer der Top-Verteidiger der österreichischen ICE League nach Berlin. Wir haben uns mit dem torgefährlichen Defenivspezialisten zusammengesetzt und über seine ersten zwei Monate in Deutschland gesprochen.

• Vielen Dank für deine Zeit, Ben. Du bist jetzt seit knapp zwei Monaten in Berlin. Wie gefällt es dir bisher?

Es ist bislang unglaublich. Man bekommt nicht so oft die Möglichkeit, in einem neuen Teil der Wellt zu leben, der auch noch so viel zu bieten hat. Ich komme aus einer Kleinstadt in den USA (Anm. d. Red.: South Berlington im US-Budesstaat Vermont). Berlin hat mehr Einwohner als mein Heimat-Bundestaat. Das ist ziemlich cool.

• Du bist aus Wien nach Berlin gewechselt. Wie würdest du die beiden Städte vergleichen?

Es sind beide schöne Städte, in denen man viel erleben kann. Natürlich ist Berlin deutlich größer als Wien. Ich kann aber nur Positives über beide Städte sagen.

• Konntest du dich in Berlin schon ein wenig umschauen?

Ja, ich bin schon in der Stadt herumgefahren. Ich wohne in der Nähe vom Checkpoint Charlie. Das ist ein guter Ausgangspunkt für Erkundungstouren.

• Hast du bereits einen Lieblingsort in der Stadt?

Ich bin noch dabei, alles zu erkunden. Es gibt aber viele coole Orte in der Stadt, die sehr beeindruckend sind.

• Was hat für dich den Ausschlag gegeben, zu den Eisbären zu wechseln?

Mit dem Wechsel wurde mir eine tolle Möglichkeit geboten. Die Eisbären sind eine traditionsreiche Organisation, die sehr viele Titel gewonnen hat. Ich hoffe, wir können dieses Jahr einen weiteren hinzufügen. Du möchtest immer für eine große Mannschaft mit Siegermentalität spielen. Ich denke, wir haben eine großartige Mannschaft, die hungrig auf Siege ist. Ich bin einfach nur glücklich, hier zu sein. Die Eisbären sind eine herausragende Organisation. Uns wird bei allem unter die Arme gegriffen, egal worum es geht. Auch unser Betreuerstab ist super. Wir können uns auf jeden verlassen.

• Dein Nachname klingt sehr Deutsch. Hast du deutsche Vorfahren?

Ich glaube schon, aber die befinden sich sehr weit hinten in meinem Stammbaum. Ich weiß, dass die Familie meines Vaters einen jüdischen Hintergrund hat.

• Du hattest zusammen mit Ty Ronning für die Iowa Wild in der AHL gespielt. Hatte Ty dich kontaktiert, bevor er bei den Eisbären unterschrieben hatte?

Als ich von Iowa nach Wien wechselte, ging Ty wenig später nach Ingolstadt. Nachdem Ty dann im Sommer bei den Eisbären unterschrieben hatte, habe ich in kontaktiert. Ich habe mich gefreut, ihn dann wiederzusehen.

• Kanntest du sonst schon jemanden aus dem Kader?

Nein, ich kannte sonst niemanden. Ich kenne aber James Sheppard, der für die Eisbären spielte.

• Wir haben schon kurz darüber gesprochen, dass du zuletzt für Wien gespielt hast. Wie würdest du die DEL und die ICE League vergleichen?

Ich würde sagen, dass die DEL tiefer besetzt und schneller ist. Die Österreichische Liga ist gut, aber ich denke, dass die Tiefe an starken Spielern in Deutschland größer ist. Es sind beides gute Ligen, aber meiner Meinung nach ist die DEL stärker als die ICE Liga.

• Wie würdest du den Spielstil der Eisbären beschreiben?

Wir sind eine große, starke und schnelle Mannschaft. Wir arbeiten hart auf dem Eis und können gute Spielzüge aufziehen. Wir kümmern uns nicht um die anderen Mannschaften, wir möchten unseren Stil spielen und uns auf uns fokussieren.

• Wir haben bisher vier Partien in der Liga absolviert. Wie würdest du diese Spiele bewerten?

Es ist noch früh in der Saison. Wir wachsen aber als Team immer mehr zusammen. Natürlich fehlt uns Patrice Cormier noch. Wir haben gut gespielt, aber er wird einen großen Part innerhalb unserer Mannschaft einnehmen. Ich freue mich darauf, wenn er das erste Mal spielen wird.

• Du hattest in den ersten vier Partien sehr viel Eiszeit. Es scheint, dass dir dies nicht viel ausmacht. Hilft es dir, so im Spielfluss zu bleiben?

Ich komme mit viel Eiszeit gut zurecht. Jeder hat bei uns eine Rolle innerhalb der Mannschaft und leistet seinen Beitrag, damit wir die Spiele gewinnen. Am Ende des Tages geht es für uns darum, erfolgreich zu sein und nicht, möglichst viel Eiszeit zu bekommen.

• Am Freitag geht’s gegen Schwenningen. Was erwartest du von diesem Spiel?

Ich kenne die Mannschaft ehrlich gesagt nicht besonders gut. Es wird mein erstes Spiel gegen die Wild Wings sein. Ich weiß, dass sie dort die kleinere Eisfläche haben. Wie ich aber schon sagte, fokussieren wir uns nur auf uns. Wir wollen unser Spiel aufziehen und uns nicht nach dem Gegner richten.

• Am Sonntag steht dann unser nächstes Heimspiel gegen Nürnberg an. An diesem Tag hast du Geburtstag. Musst du da irgendwas Besonderes vorbereiten?

Ich denke, ich werde meinen Teamkollegen einen ausgeben müssen. (lacht) Es wird mein 26. Geburtstag sein, ich werde alt. (lacht)

• Wir hatten nach unserem Testspiel gegen Prag in der Mercedes-Benz Arena kurz gesprochen. Du warst von der Atmosphäre damals begeistert. Was sagts du nun, nachdem unser erstes DEL-Heimspiel fast ausverkauft war?

Es war großartig. Es hat sehr viel Spaß gemacht, vor nahezu ausverkaufter Kulisse zu spielen. Die Fans haben eine unglaubliche Energie auf uns übertragen.

• Welche Ziele hast du für die Saison?

Ich will die Meisterschaft gewinnen. Das fehlt mir noch in meiner Profikarriere. Das ist der Grund, warum ich nach Berlin gekommen bin.

• Wie würdest du deine Rolle innerhalb der Mannschaft beschreiben?

Ich bin Offensivverteidiger, der im Powerplay gerne Verantwortung übernimmt. Wie ich aber schon sagte, steht das Team über allem. Ich mache das, wofür ich gebraucht werde.

• Wie denkst du über unsere Mannschaft?

Wir sind eine super Truppe. Es macht jeden Tag aufs Neue Spaß, aufs Eis zu gehen. Mir gefallt es bisher unglaublich. Ich kann mich über nichts beschweren.

• Du hast bisher mit Julian Melchiori zusammengespielt? Wie würdest du euer Zusammenspiel bewerten?

Das Zusammenspiel mit Mel ist großartig. Mel hat mir von Anfang an geholfen. Er ist ein erfahrener Spieler, der die DEL kennt und auch in der NHL gespielt hat. Es ist ein Vergnügen mit ihm zusammen zu spielen.

• Wir haben auch einige Nachwuchsspieler im Kader. Unter anderem mit Korbinian Geibel auch einen jungen Verteidiger. Gibst du ihm auch Ratschläge?

Ich stehe ihm mit Rat und Tat zur Seite. Ich helfe ihm, sobald er eine Frage hat. Geibi ist ein super Verteidiger. Er arbeitet unheimlich hart. Er ist ein großer und starker Spieler, der sich jeden einzelnen Tag verbessert.

• Wie verbringst du deine Freizeit?

In der Sommerpause bin ich bei mir zu Hause gerne draußen unterwegs. Ich bin leidenschaftlicher Golfer, so verbringe ich gerne meine Tage. Wenn ich während der Saison Zeit zum Golfen finde, mache ich das sehr gerne.

• Ihr wart mit der gesamten Mannschaft auf dem Oktoberfest. Wie hat es dir dort gefallen?

Es war grandios. Nicht jeder bekommt die Chance, einmal aufs Oktoberfest zu gehen. Wir hatten eine tolle Zeit. Wir haben uns alle noch besser kennengelernt.

• Mit wem aus der Mannschaft verstehst du dich bisher am besten?

Mit meinem amerikanischen Kumpel Jake Hildebrand. Wir wohnen im selben Haus und fahren oft zusammen zur Arena oder zum Welli.

• Zum Abschluss haben wir noch ein paar Fragen, die nichts mit Eishockey zu tun haben. Wer ist die bekannteste Person, deren Nummer du im Handy gespeichert hast?

Das müsste Mo Bamba sein. Er ist Basketballer in der NBA bei den Philadelphia 76ers. Wir waren zusammen in der Middle School.

• Gibt es etwas, das die Fans über dich Wissen sollten?

Ich habe gerne Spaß und liebe es, Eishockey zu spielen. Ich liebe es, zu gewinnen und die Siege zu feiern.

• Sprichst du schon etwas Deutsch?

Nein, ich spreche noch nicht viel Deutsch. Ich versuche, vor allem erst einmal die Gewohnheiten zu erlernen. Ich lerne die Sprache aber noch weiter, mein „Danke“ bringt mich bislang schon recht weit. (lacht)

Die Steilvorlage nehmen wir auf. Danke, Ben! Viel Erfolg in den nächsten Spielen.