Zeit für Profieishockey
„Für mich war es Zeit, ins Profieishockey zu wechseln, das wurde mir in Finnland für nächstes Jahr nicht versprochen, das war der wichtigste Faktor“, sagt der 19-jährige Tobias Ancicka im Interview auf den für seinen Wechsel nach Berlin ausschlaggebenden Punkt angesprochen.
Eine gute Portion Selbstbewusstsein schwingt dabei mit. Vielleicht auch ungeduldiger jugendlicher Sturm und Drang. Einige Fans und Experten hätten Tobi gerne noch ein Jahr in Finnland gesehen, so auch Ex-Eisbären-Goalie Petri Vehanen.
Die neue-alte #45 der Eisbären ist aber recht locker, was das angeht. „Es hat kaum einer erwartet, dass ich in der U20-Liga in Finnland so schnell Fuß fasse. Ich hatte wirklich ne gute Saison und hab einfach gesehen, dass das Niveau mich nicht mehr ganz fordern und auch fördern wird. Deshalb hatte ich erst bei Rauma nachgefragt, die aber hatten andere Pläne. Darum habe ich mich dann nach dem Angebot der Eisbären dafür entschieden, wieder nach Berlin zu kommen.“
In der Tat sieht die Statistik von Ancicka gut aus. Rund 92 Prozent aller Schüsse, die auf sein Gehäuse abgefeuert wurden, konnte er in den 27 Liga-Spielen der vergangenen Spielzeit parieren. In einer der wahrscheinlich stärksten U20-Ligen der Welt, mit einem Team, das einen eher schwächeren Saisonstart erwischte, eine sehr gute Quote. Nachdem er 2018/19 schon in zwei Partien für die Lausitzer Füchse spielte und auch in der DEL2 einen starken Eindruck hinterließ, ist wohl klar, wo er hin möchte. Hoch hinaus!
„Ich war sehr sehr zufrieden in Finnland und hatte auch viel Spaß dort, aber es war einfach Zeit zu den Profis zu gehen. Berlin hat mir diese Chance gegeben und die wollte ich nutzen“, sagt der gebürtige Heilbronner, der die Zeiten der Kontaktbeschränkungen aufgrund der COVID19-Pandemie hauptsächlich bei seiner Familie in Regensburg verbrachte. Es lag also nicht daran, dass es ihm in der kleinen Stadt an der finnischen Westküste nicht gefiel.
Für die kommende Spielzeit will Tobi Ancicka also den nächsten Sprung machen. Neben so viel DEL-Eiszeit wie nur irgendwie möglich hat er ein weiteres großes Ziel. „Hoffentlich“, sagt er auf die Frage, ob er bei der U20-Nationalmannschaft als Starting Goalie dabei sein wird. Und auf einmal merkt man, dass er nicht nur ein selbstbewusster, sondern auch ein realistischer Spieler ist, der weiß, dass es auf die Leistungen auf dem Eis ankommt.
Nachdem er zuletzt schon als Backup in Tschechien den Klassenerhalt zusammen mit Lukas Reichel, Eric Mik, Tim Stützle, Dominik Bokk und Co. feiern durfte, möchte er diesmal als erster Torwart in der Eishockey-Metropole Edmonton mit dem deutschen Team einen guten Eindruck hinterlassen und natürlich den Klassenerhalt erneut schaffen.
Bis zur Weltmeisterschaft und auch bis zum DEL-Saisonstart ist es noch einige Zeit hin. Dass man, vor allem im Profieishockey hart arbeiten muss, weiß Tobi sicher nicht nur von seinem Vater, dem ehemaligen Nationalspieler Martin Ancicka. Und deshalb kommt er im Sommertraining manchmal auch zweimal zum Kraftraum im Welli. Neben seiner inzwischen bereits beachtlichen Größe sieht man da auch schon erste Auswirkungen. Den kleinen Jungen, der Ende 2016 für die Schülerbundesliga nach Berlin kam, gibt es nicht mehr wirklich. Tobias Ancicka spielt jetzt Profieishockey!
Zum Mitschnitt vom Instgram-Live-Fantalk mit Tobias Ancicka: https://bit.ly/ebb_InstaLiveFantalk_Ancicka